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Warum Moritz Reichert noch nicht ans Finale denken will

Fr 11.04.2025
Fotos: Kevin Mattig
Fotos: Kevin Mattig

Dass die Berlin Recycling Volleys auf einem guten Weg Richtung Finale um die Deutsche Meisterschaft sind, liegt auch an zwei Außenangreifern, die in der entscheidenden Saisonphase zu ihrer Bestform zurückgefunden haben. Beim 3:0 am vergangenen Mittwoch in Hildesheim spielte Kapitän Ruben Schott stark auf. Beim 3:0 vor einer Woche gegen die Helios Grizzlys Giesen wurde Moritz Reichert sogar zum MVP gewählt. An diesem Sonntag (13. Apr um 15.00 Uhr) könnte mit einem weiteren Erfolg in der Max-Schmeling-Halle so schon der Einzug in die Finalserie perfekt gemacht werden.

Einer wie Moritz Reichert lässt sich nicht aufs Glatteis führen. Lüneburg oder Friedrichshafen – was glaubt er, wer von ihnen wohl das Playoff-Finale erreicht? Für sein Team läuft es gegen Giesen doch bisher sehr gut, alle brachten ihre Leistung, es steht 2:0, sogar 6:0 nach Sätzen. „Das gibt uns jetzt ein gutes Gefühl, wir sollten uns aber nicht drauf ausruhen“, antwortet der 30-Jährige sachlich. In einer „best of five“-Serie braucht es schließlich drei, nicht nur zwei Siege. Reichert will sich nicht mit Dingen beschäftigen, die jetzt noch unwichtig sind. Immer schön am Boden bleiben, mache nie den zweiten Schritt vor dem ersten. „Moritz ist ein sehr professioneller und fokussierter Mensch und Spieler“, beschreibt ihn sein Trainer Joel Banks, „er ist ein Volleyballspieler mit sehr viel Kontrolle, am Netz, in der Abwehr, in der Annahme. Ein ruhiger Typ mit einer klaren Einstellung zu seinem Job.“ Geschäftsführer Kaweh Niroomand ergänzt: „Moritz ist ein Spieler, bei dem sich jeder Trainer freut, so jemanden in der Mannschaft zu haben.“  

Viel Lob für den Nationalspieler, der tatsächlich ein wahrer Alleskönner ist: Er hat eine sehr gute Annahme, einen sehr guten Aufschlag, ist in der Feldabwehr immer präsent, im Angriff sehr variabel, punktet auch aus dem Hinterfeld. „Es macht einen Spieler wertvoll, wenn er von den verschiedenen Elementen, die er zu erfüllen hat, die meisten gut kann. So ein Spieler ist Moritz“, schwärmt Niroomand. Zuverlässig, grundsolide, hört gut zu, meckert nicht, sondern macht lieber – gern gesehene Eigenschaften, die den gebürtigen Saarländer auszeichnen. Als Profi hat er sich so immer ein bisschen weiterentwickelt. Bei den BR Volleys können sie sich ein Urteil erlauben, denn Reichert spielte bereits von 2018 bis 2020 in der deutschen Hauptstadt, wurde hier Deutscher Meister und zum Volleyballer des Jahres gewählt.

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Danach zog es ihn ins Ausland, zwei Jahre zu Trefl Gdansk in die starke polnische PlusLiga, dann für jeweils eine Saison nach Lille und Montpellier in die französische Ligue A. In Polen war Michal Winiarski sein Coach, der heutige Bundestrainer. In Frankreich wurde Reichert als bester Außenangreifer der Liga ausgezeichnet. Jede Station, sagt er, habe ihn ein Stückchen vorangebracht. In der Nationalmannschaft hat er sich einen Stammplatz erkämpft und mit dem deutschen Team bei den Olympischen Spielen in Paris mit hervorragenden Leistungen einen großartigen sechsten Platz belegt. An interessanten Angeboten mangelte es schon vorher nicht. „Aber nach vier Jahren im Ausland denkt man auch mal, Deutschland ist ja auch ganz schön“, erklärt er seine Rückkehr, „das Gesamtpaket Berlin passte am besten.“ Der 1,95 Meter große Außenangreifer hat 2024 seine Freundin Lisanne geheiratet, die in einer Consulting-Firma arbeitet und vom neuen gemeinsamen Lebensmittelpunkt sehr angetan war. Beide suchten einen Ort, wo sie gut zusammenleben konnten. Berlin passte zu den Reicherts, Moritz Reichert passte zu den BR Volleys. Also setzt er die Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag.

Manches ist noch so wie bei seiner ersten Visite: „Mit Adam Kowalski ist zwar nur noch ein Spieler von damals da“, sagt Reichert, „aber es gibt immer noch viele bekannte Gesichter, in der medizinischen Abteilung, in der Geschäftsstelle, bei den Volunteers oder den Fans.“ Nach vier Jahren Pause im höchsten europäischen Wettbewerb hat die Champions League für ihn einen besonderen Reiz, natürlich auch die Stimmung im Volleyballtempel. „Man kommt zurück und kennt sich schon aus, weiß, wie alles läuft. Man kann sich schneller einleben, zurechtfinden. Auch in der Stadt.“ Berlin ist für ihn und seine Frau, die ebenfalls früher Volleyball-Profi war, mehr als eine weitere Durchgangsstation geworden. „Ich fühle mich superwohl“ beschreibt Moritz Reichert sein Gefühl, „ich fühle mich mittlerweile hier zu Hause.“

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Das Wohlgefühl wäre sicher noch größer, spränge am Ende die Meisterschaft heraus, „das größte Saisonziel steht uns noch bevor“. Es wäre seine vierte nach 2015 (mit dem VfB Friedrichshafen), 2018 (in Frankreich mit Tours VB) und 2019 mit den BR Volleys, als er sich im fünften Satz des fünften Finales in Friedrichshafen mit einem Ass zum 15:13 zumindest in den Augen der Berliner Fans unsterblich machte. Die Mannschaft scheint jetzt wieder auf einem guten Weg zu sein. Nach einem perfekten Saisonstart in der Bundesliga, in der kaum mal ein Satz abgegeben wurde, schwächelte der Rekordmeister zwischendurch, scheiterte in der Champions League an der SVG Lüneburg, kassierte bei den Niedersachsen zudem die einzige Niederlage im nationalen Wettbewerb. Es war eine Phase, in der auch von den Außenangreifern nicht viel zu sehen war.

Darauf angesprochen, reagiert Reichert alles andere als beleidigt: „Es stimmt, wir hatten im Februar, März mal ein bisschen Probleme im Außenangriff, ich auch. Wir konnten uns da nicht richtig durchsetzen. Es gibt solche Phasen in einer Saison.“ Völlig normal gerade bei Profis, die fast das ganze Jahr über Volleyball spielen, erst im Klub, dann in der Nationalmannschaft, dann wieder im Klub. Es ging auch nicht nur den Protagonisten auf Außen-Annahme so. „Es ist schwer, über zwölf Monate die Spannung zu halten“, erklärt der 30-Jährige. Und natürlich nicht optimal, wenn gerade dann wichtige Spiele anstehen, wie die Partien gegen Lüneburg. Oder das Pokalfinale, in dem sich die BR Volleys gegen die SWD powervolleys Düren extrem strecken mussten (3:2). „Da waren wir angreifbar“, stimmt Reichert zu, aber, erstens: „Wir haben den Pokal ja gewonnen, das ist es, was zählt.“ Und zweitens: „Wir hoffen jetzt, dass wir das für die Playoffs abgelegt haben.“ 

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Neben der Profikarriere hat er sein Studium im Immobilienmanagement mit dem Master abgeschlossen. Es überrascht nicht, dass Moritz Reichert auf sein Leben nach dem Sport gut vorbereitet ist. Doch solange der Körper mitmacht, will er Volleyball spielen. „Ich glaube nicht, dass man einen Job findet, der einen so mit Leidenschaft erfüllt wie der Sport. Man macht sein Hobby zum Beruf, was Schöneres gibt es nicht“, sagt er. Und so hat er schon weitere Ziele vor Augen. Von wegen Volleyball-Müdigkeit: „Ich freue mich jetzt schon auf nächste Saison. Auf die Champions League, die super spannend ist. Mit der Nationalmannschaft steht eine WM an, es wäre meine zweite, und es ist aufregend, das mitzumachen.“ Lachend fügt er hinzu: „Los Angeles 2028 steht auch noch an. Olympia ist mit keinem anderen Turnier zu vergleichen. Das ist aber noch sehr weit weg!“

Okay, dann also mit dem Fokus zurück zu dem, was sehr nahe ist. Noch ein letzter Glatteis-Versuch, den Reichert aber wieder lässig abwehrt: „Solange Berlin im Finale ist, ist mir jeder Gegner recht. Das ist das Wichtigste.“

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Ein ausführliches Videoportrait über Moritz Reichert lief am Sonntag im Saarländischen Rundfunk:
https://www.sr.de/sr/mediathek/video/FS_SA_6516.html

Tickets für das dritte Playoff-Halbfinale an diesem Sonntag gegen die Helios Grizzlys Giesen gibt es hier:
www.br-volleys.de/ticketshop

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