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Der Finalgegner: Große Qualität & starke Charaktere
Hochklassige und spannende Playoff-Finalspiele stehen den deutschen Volleyballfans bevor, wenn sich ab Montag (01. Mai um 18.00 Uhr) die BR Volleys und der VfB Friedrichshafen um die Meisterschaft duellieren. Im Durchschnitt drei Jahre jünger ist die Startformation des Titelverteidigers, die Berliner Mannschaft wird also nicht nur von einem starken, sondern auch erfahrenen Kontrahenten herausgefordert. Weil Qualität aber nicht nur eine Frage des Alters ist, können die Hauptstädter angesichts ihrer im Saisonverlauf gezeigten Leistungen absolut selbstbewusst in den Vergleich mit dem Rekordmeister gehen.
Unter dem Suchbegriff „Erfahrung“ sticht bei den Häflern ein Name direkt ins Auge, der des Kapitäns Dejan Vincic. Der 36-jährige, zweifache slowenische Vize-Europameister war bereits in sechs Ländern aktiv und hat vor allem mit seiner Nationalmannschaft unzählige Matches auf Weltklasseniveau bestritten. In der Bundesliga überzeugt der Pokalsieger von 2022 seit zwei Jahren als Dirigent des VfB-Spiels. Insbesondere, wenn es wichtig wird, kann Vincic spielerisch und mental immer noch eine sprichwörtliche Schippe drauflegen. Im Provaten sei er ein warmherziger und liebevoller Familienvater, hat die „Sportbild“ kürzlich über ihn geschrieben. Wenn Vincic jedoch das Spielfeld betritt, brodelt der slowenische Vulkan und ist zudem mit allen Wassern gewaschen. Wenige Wochen ist es erst her, dass der erstklassige Zuspieler seine dritte Rote Karte wegen Reklamierens sah. Damit fehlte er den Männern vom Bodensee im entscheidenden dritten Duell der Viertelfinalserie gegen die Helios Grizzlys Giesen. Zuvor sorgte die Nummer Neun mit einer absoluten Rarität in den Boulevard-Medien für Aufsehen. Die BILD attestierte Vincic im letzten Aufeinandertreffen mit den BR Volleys eine „Schwalbe“ – eine Szene, die sicher in keinem "BounceHouse"-Saisonrückblick fehlen wird. Seinem Team hat die Aktion geholfen, Friedrichshafen drehte damals den Satzverlauf und sicherte sich am letzten Spieltag der Zwischenrunde den wichtigen 3:1-Heimsieg und damit Platz drei, sodass diese Finalpaarung überhaupt erst möglich wurde.
Aber Vincic ist beileibe nicht die einzige prägende Figur in den Reihen der Friedrichshafener. Hier ist auch Michal Superlak zu nennen, der das Wort „Super“ schon im Namen trägt. Der mittlerweile 29-Jährige wechselte zu dieser Saison vom polnischen Erstligisten Projekt Warschau in den Süden Deutschlands und besticht dort seitdem als ein verlässlicher Punktelieferant. Der Diagonalangreifer trat in die Fußstapfen von Simon Hirsch bzw. Lukas Maase und hob den VfB auf dieser Position auf ein anderes Niveau. Headcoach Mark Lebedew wünschte sich einen „körperlich starken Spieler“ und bekam in Superlak den bisher punktbesten Akteur der gesamten Liga (447 Zähler). Für ihn ist es die erste Station außerhalb seines Heimatlandes.
Foto: Günter Kram
Schon ein Jahr länger am Bodensee ist Luciano Vicentin. Coach Lebedew entdeckte den jungen Argentinier bei einem Zweitligisten in Polen, holte ihn ursprünglich als Alternative im Außenangreifer nach Friedrichshafen und landete einen Volltreffer. Durch verletzungsbedingte Ausfälle bekam Vicentin seine Einsatzchance, biss sich in der „Starting Six“ fest und setzte auch dem BR Volleys Team in den fünf Playoff-Finals der Saison 21/22 mächtig zu. Auf dise Weise wurde der Senkrechtstarter gewissermaßen zum Publikumsliebling bei den Häflern und verdiente sich die Auszeichnung als „Rookie of the Year“. Damit schaffte der 23-Jährige sogar den Sprung in den Kreis der Nationalmannschaft und wusste dort ebenfalls zu überzeugen. Diesem hohen Pensum zahlte Vicentin wohl Tribut und fand in dieser Spielzeit nur schleppend zu seiner Form. Allerdings scheint er pünktlich zum Finale wieder auf der Höhe zu sein. Den Friedrichshafenern half die Nummer Sieben in den vorherigen Playoff-Runden immens, als Vicentin aufgrund von Verletzungen erneut unverzichtbar wurde.
Trainer Mark Lebedew hat eben ein Auge für Spieler mit Potenzial – egal ob jung oder schon im gesetzteren Alter – das hat der Australier auch in Berlin beweisen. Der Coach, der mit den BR Volleys dreimal Deutscher Meister wurde, feiert während der Finalserie seinen Geburtstag. Wenn am 06. Mai im Volleyballtempel das dritte Endspiel steigt, wird Lebedew 56 Jahre alt. Dann will er entweder den Meistertitel bejubeln oder zumindest die Gewissheit haben, zum Duell vier nochmal in den heimischen Hafen, die Bodensee-Airport Arena, zurückzukehren.
Ihre neue Heimspielstätte weihten die Häfler am 18. Januar mit einem 3:1-Sieg gegen Giesen standesgemäß ein. Bei ihrem bisher einzigen Auftritt dort konnten die Berliner, wie oben beschrieben, nicht gewinnen. Die Arena fasst rund 1.000 Zuschauer und ist seit der ersten Partie nahezu immer ausverkauft ist – natürlich auch für Finale zwei am Donnerstag. Wer dann mit einem Auftaktsieg im Gepäck aufschlagen wird, entscheidet sich am Montag in der Max-Schmeling-Halle.
Das Playoff-Finale im Überblick:
Spiel 1 | 01. Mai | Montag | 18.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Spiel 2 | 04. Mai | Donnerstag | 20.00 Uhr | Bodensee-Airport Arena
Spiel 3 | 06. Mai | Samstag | 20.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Mögliches Spiel 4 | 11. Mai | Donnerstag | 20.30 Uhr | Bodensee-Airport Arena
Mögliches Spiel 5 | 14. Mai | Sonntag | 16.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Tickets: www.br-volleys.de/tickets