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"Golden Match" mit Ziraat Bank Ankara weckt Erinnerungen
In der Playoff-Runde der CEV Champions League Volley 2023 ermitteln die BR Volleys und Ziraat Bank Ankara den Viertelfinalisten in nur einem einzigen Match. Nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien konnte das Hinspiel in der türkischen Hauptstadt nicht stattfinden und es kommt zu einem entscheidenden Duell in der Max-Schmeling-Halle (15. Feb um 19.30 Uhr). Die Konstellation könnte spannender also kaum sein und ein Blick auf die Stars der Partie weckt bei den Berlinern Erinnerungen an eine magische Reise: Wouter ter Maat, Osmany Juantorena und Ruben Schott stehen dabei im Fokus.
Am 06. Dezember 2016 starteten die BR Volleys mit einem Heimspiel in eine Champions-League-Saison, die bis in den April hinein andauern sollte. Die mehr als 4.000 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle sahen den Deutschen Meister im Auftaktspiel der Gruppenphase zuhause gegen das Starensemble von Cucine Lube Civitanova antreten. Unter anderem trugen Micah Christenson, Denys Kaliberda (aus dem SCC Nachwuchs sowie später Meister mit den BR Volleys 2021) und Osmany Juantorena das Trikot der scheinbar übermächtigen Italiener. Dieses vermeintlich ungleiche Duell konnte Berlin vom Start weg offen gestalten. Nachdem der Auftaktsatz mit 21:25 verloren ging, spielten sich die Hausherren in einen Rausch und ein europäischer Stern sollte an diesem Abend aufgehen – der von Wouter ter Maat. Der gelernte Werkzeugmechaniker wurde im Sommer zuvor als zweiter Diagonalspieler hinter dem Australier Paul Carroll verpflichtet und an diesem denkwürdigen Abend schmetterte der Niederländer sein Team zu den nächsten drei Satzgewinnen und einem sensationellen 3:1-Heimsieg (21:25, 25:16, 25:18, 26:24).
Ruben Schott erinnert sich an den Auftritt seines damaligen Teamkollegen und kommenden Gegner: „Seitdem ist Wouter in meinem Kopf als starker Blockspieler abgespeichert, weil er sich zweimal Juantorena gegriffen hat. Ob er es heute wirklich ist, kann ich gar nicht sagen. Auf jeden Fall war diese Saison sein Sprungbrett, aus dem dieser tolle Mensch und Spieler bis heute viel gemacht hat.“ Vom „Fliegenden Holländer“ war im Anschluss die Rede.
Der unerwartete Heimerfolg war die Initialzündung für das Team von Headcoach Roberto Serniotti, dessen Weg schließlich bis in das Final Four 2017 nach Rom führte. Zwei Jahre nach der Ausrichtung des Finalturniers in Berlin (2015 Gewinn der Bronzemedaille) konnten die BR Volleys damit das nächste internationale Ausrufezeichen setzen und sich erstmals sportlich für die Runde der besten vier Mannschaften in Europa qualifizieren. Bis zum Halbfinale schlug man dabei im Playoff-12 Istanbul BBSK im Golden Set (2:3, 3:2) und danach Dynamo Moskau (3:2, 3:2) im Playoff-6. Auf russischer Seite musste Sergey Grankin diese Niederlage schlucken, der sich später von 2019 bis 2022 in die Herzen der BR Volleys Fans spielte. „Niemand hatte uns damals auf dem Zettel und das hat diesen Erfolg so episch gemacht. Wir hatten einige Verletzungen und dadurch bekam auch ich meine Chance. Jeder Sieg, ob gegen Rzeszow, Istanbul oder Moskau, war großartig. Das Finale in Rom war für mich bis dato der Karrierehöhepunkt und Bronze war damals eigentlich drin“, erzählt Schott. Lube revanchierte sich jedoch am 30. April 2017 im riesigen Palazzo dello Sport mit 3:1 bei den BR Volleys, die zuvor im Halbfinale Zenit Kazan 0:3 unterlagen. Das Match um Bronze beendete Osmany Juantorena dabei standesgemäß mit einem Ass.
In jener Saison stieg bei den BR Volleys auch Eigengewächs Ruben Schott zu einem Spieler von internationalem Format auf. Der Außenangreifer glänzte in den K.o.-Spielen der Königsklasse und verwandelte sieben Tage nach der Niederlage in Rom im deutschen Playoff-Endspiel-Klassiker gegen Friedrichshafen den letzten Punkt zum Gewinn der achten Deutschen Meisterschaft. Anschließend zog es Schott in die Ferne nach Italien (Mailand) unund Polen (Danzig, Olsztyn), bevor der deutsche Nationalspieler im Jahr 2021 in seine Heimatstadt zurückkehrte.
Sechs Jahre später träumen die Hauptstädter nach einer starken Gruppenphase wieder von einer Fortsetzung der europäischen Reise – doch nun stehen ihnen erneut Osmany Juantorena und eben auch jener Wouter ter Maat gemeinsam im Weg. Schott ist inzwischen Vize-Kapitän seiner Mannschaft, ter Maat der Punktegarant bei Ziraat und Juantorena der frisch nachverpflichtete X-Faktor in diesem Duell. Ter Maats Angriffswucht führte Ziraat zu zwei türkischen Meisterschaften in Folge und auch in dieser Saison gehört er zu den besten Angreifern der gesamten CEV Champions League. Die Dienste des 37-jährigen Juantorena sicherte sich Ziraat Bank Ankara vor zwei Wochen, nachdem die Saison in China beendet war. Schott weiß um deren Qualitäten: „Mit Wouter spielen die Türken extrem schnell, dazu kommt sein wirklich guter Aufschlag. Durch die Verpflichtung von Juantorena wird es für uns ganz sicher nicht einfacher. Er spielt mit Ruhe und Erfahrung, ist ein Mann für große Spiele. Ankara hat jetzt extreme Wucht im Angriff, aber in der Annahme können wir diesen Gegner vielleicht packen.“
Schott führte seine Mannschaft am letzten Spieltag der Gruppenphase zu einem überzeugenden 3:0-Heimsieg gegen Aluron CMC Zawiercie (POL), welcher die BR Volleys als Gruppenzweiter in die nächste Runde einziehen ließ. Dort kann es aufgrund der Hinspiels zwar nun keinen "Golden Set" geben, damit steigt im Volleyballtempel aber sozusagen nun ein "Golden Match". „Wir wollen unsere beste Leistung auf den Court bringen, dann ist ein Sieg möglich“, ist Schott überzeugt.
Tickets: www.br-volleys.de/tickets