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Ein Hauch von Champions-League-Magie
Der Champions-League-Start der BR Volleys wurde zum Spiel der Nerven. Nachdem die Berliner gegen den lange Zeit auftrumpfenden bulgarischen Meister Hebar Pazardzhik bereits kurz vor der Auftaktniederlage standen, gelang vor 3.876 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle noch eine spektakuläre Wende. Am Ende des emotionalen Abends blieben dank des 3:2 Erfolgs (23:25, 23:25, 25:17, 28:26, 15:12) zwei Punkte in der Hauptstadt.
Für diesen ersten Auftritt in der Königsklasse, der ganze zweieinhalb Stunden dauern sollte, krempelte Trainer Cedric Enard seine Startaufstellung gegenüber dem klaren DVV-Pokal-Erfolg beim Zweitligisten VC Gotha komplett um. Auch Ruben Schott meldete sich wieder fit und so startete der Deutscher Meister in seiner Bestbesetzung in den Wettbewerb. Hebar Pazardzhik stellte sich direkt als der erwartet unangenehme Auftaktgegner heraus und forderte die Berliner wie noch kein Kontrahent in dieser Spielzeit zuvor. Gleich dreimal wehrte der Ex-Häfler Simon Hirsch gegen Marek Sotola ab und Enard sah sich früh zur ersten Auszeit gezwungen (2:6). Die Hausherren bekamen zwar in der Folge mehr Sicherheit in ihr eigenes Spiel, aber noch keinen Zugriff auf das Sideout der selbstbewussten Bulgaren (6:11). Mit dem Ass exakt zwischen Satoshi Tsuiki und Timothée Carle setzte Hebars Kapitän Yosifov den nächsten Nadelstich (11:17) und insgesamt besaß die Berliner Annahme noch keine internationale Reife (18:22). Der eingewechselte Antti Ronkainen lieferte zwar ebenso ein Ass wie Carle, aber der Italiener Massari sicherte den Gästen den ersten Durchgang (23:25).
Der positive Effekt des Endes von Satz eins: Das BR Volleys Team war nun im Spiel und verschlief nicht noch eine Anfangsphase. Nach Block von Nehemiah Mote setzten sich die Gastgeber erstmals ab (8:5) und wähnten sich dank verbessertem Angriffsspiel auf einem guten Weg (16:14). Doch Pazardzhik steckte nicht auf und den Hauptstädtern unterliefen zu leichte Fehler (17:20). Wieder kämpfte sich der Tabellenführer der Bundesliga heran (21:21), aber die erfahrenen Bulgaren bewiesen die nötige Ruhe. Erneut erzielte Massari nervenstark den letzten Punkt des Satzes (23:25).
Somit musste – wie in früheren Jahren schon mehrfach erlebt – erst Torsten Hannusch, der geschäftsführende Gesellschafter des Spieltagspartners GIG, im Interview während der Satzpause ein Fünf-Satz-Match prophezeien, um die Aufholjagd der BR Volleys einzuleiten. Erneut sammelten die Männer in Orange frühe Breakpunkte (9:6). Hebar blieb im Service jedoch weiterhin das bessere Team und auch deshalb ersetzte Coach Enard den in diesem Element glücklosen Anton Brehme durch Saso Stalekar. Schotts und Sotolas Aufschlag-Asse waren eindrucksvolle Belege dafür, dass sich das Momentum allmählich verschob (19:15, 23:17). Berlin schaffte den Satzanschluss (25:17).
Nun wurde es dramatisch im Volleyballtempel. Hebar-Zuspieler Dimitrov drückte dem Duell seinen Stempel auf und schmetterte die Bulgaren höchstselbst in Front (12:15). Im Block und Angriff konnten die Gäste von Trainer Camillo Placi den Druck nochmals erhöhen und das Heimteam stand jetzt mit dem Rücken zur Wand (16:20). Pazardzhik war bereits fast im Ziel (22:24), aber Motes Einer-Block hielt die BR Volleys irgendwie in der Partie (24:24). Auch beim nächsten Ballwechsel hatte der Australier entscheidend seine Finger im Spiel und der Vorteil wanderte über das Netz zu Angel Trinidad & Co. Ein unsauberes Zuspiel von Hirsch ließ den Viertelfinalisten des letzten Jahres und sein frenetisches Publikum den Satzausgleich bejubeln (28:26).
Im Tiebreak wurde es dann endgültig hochemotional. Zwei Asse des Topscorers und MVPs Tim Carle brachten die aufopferungsvoll kämpfenden Bulgaren ins Wanken (7:5), die aber noch weit davon entfernt waren, zu fallen (13:12). Erst der insgesamt 15. Breakpunkt des immer stärker aufspielenden Sotola brachte den umjubelten Matchgewinn (15:12). Das Ass des Tschechen bescherte den Berlinern in einem verloren geglaubten Spiel somit den ersten Sieg und zwei wertvolle Punkte zum Start in die Königsklasse.
Stimmen zum Spiel
Cedric Enard: „Ich habe dem Team gesagt, dass wir den Glauben nicht verlieren dürfen. Wir haben die ersten zwei Sätze nicht das gespielt, was es auf diesem Niveau braucht. Auch hatte ich vorher vor dieser “Falle” gewarnt, dass dort drüben ein Kontrahent steht, dessen Name auf dem Papier vielleicht nicht der größte ist, der aber unheimlich erfahrene und gute Spieler im Kader hat. Das haben die Bulgaren heute gezeigt und sich überhaupt nicht von der Atmosphäre hier unter Druck setzen lassen. Punkt für Punkt konnten wir das Match drehen. Dieses neue Team muss an seinen Aufgaben wachsen und das ist ihm heute im Verlauf dieses ersten Champions-League-Duells gelungen. Darüber bin ich sehr glücklich.”
Angel Trinidad: „Dieses Match und das Ergebnis schmecken wirklich süß. Nicht nur wegen des ersten Siegs in dieser Champions-League-Saison, sondern vor allem, weil es von Anfang an kein einfacher Tag für uns war. Wir haben wahrscheinlich nicht das Spiel gespielt, zu dem wir in der Lage sind. Es ist ein gutes Zeichen für uns, dass wir als Mannschaft zurückkommen und ein derartig intensives Duell bis zum erfolgreichen Ende durchkämpfen können.“
BR Volleys Formation
Ruben Schott + Timothée Carle (AA), Anton Brehme + Nehemiah Mote (MB), Angel Trinidad (Z), Marek Sotola (D) und Satoshi Tsuiki (L) | Eingewechselt: Antti Ronkainen, Johannes Tille, Saso Stalekar, Cody Kessel
Topwerte
Carle 27 Punkte, 4 Asse | Sotola 25 Punkte, 4 Asse, 3 Blocks, 15 Breakpunkte | Mote 13 Punkte, 92% Angriffsquote, 2 Blocks | Trinidad 3 Blocks
Matchreport
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Nächste Heimspiele
12. Nov | 17.30 Uhr | BR Volleys vs. Helios Grizzlys Giesen (Bundesliga)
24. Nov | 19.30 Uhr | BR Volleys vs. SVG Lüneburg (DVV-Pokal)
www.br-volleys.de/tickets