News
Deutsche Zuspiel-Hoffnung für Berlin
Ein waschechter Bayer im BR Volleys Trikot, dieses Novum wird es zur kommenden Saison im Berliner Volleyballtempel zu sehen geben. Johannes Tille, drei Jahre für die WWK Volleys Herrsching und zuletzt eine Spielzeit in Frankreich unter Vertrag, wechselt an die Spree. Der 25-jährige deutsche Nationalspieler wird eine der zwei Lücken im Zuspiel schließen und unterschreibt in der Hauptstadt für zwei Jahre bis 2024.
Lange muss man in der Historie des zwölffachen Deutschen Meisters suchen, um einen Spieler aus dem Freistaat Bayern ausfindig zu machen. Der letzte war 2007/2008 der beim SCC äußerst beliebte Sebastian Prüsener und so wird Johannes Tille nun der erste seit der Umbenennung in BR Volleys im Jahr 2011 sein. „Ich freue mich sehr, ein bisschen bayerisches Flair nach Berlin und in die Max-Schmeling-Halle bringen zu dürfen“, sagt Tille bei seiner Vorstellung.
Geboren in Mühldorf am Inn, erlernte der 1.84-Meter-Mann das Volleyballspielen beim heimischen TSV, von wo aus es über den VC Olympia Berlin und die Bergischen Volleys Solingen schließlich zurück in die heimische Region zu den WWK Volleys Herrsching ging. Nachdem das aus einer echten Volleyball-Familie stammende Talent dort drei Jahre lang zum gestandenen Bundesligaspieler reifte, folgte im vergangenen Frühjahr der Schritt in das Ausland – verbunden mit etwas Pech. In Saint-Nazaire hatte Tille mit der Aussicht unterschrieben, in der ersten französischen Liga zu spielen. Doch sein neuer Klub verpasste in der Relegation den fest eingeplanten Aufstieg. Seinen Vertrag musste er trotzdem erfüllen und führte das Team von der Atlantikkünste in der abgelaufenen Saison dann immerhin zur Meisterschaft in der Ligue B.
„Es war ein mental sehr schwieriges Jahr für mich. Das Umfeld war nicht ideal, die Stadt nicht sonderlich schön und die Hälfte der Spiele auch nicht auf dem Niveau, das ich mir gewünscht hätte. Aber zumindest musste ich dort viel Verantwortung übernehmen und lernen, immer dem Druck als Favorit standzuhalten“, erzählt der jüngere Bruder des Herrschinger Liberos Ferdinand Tille. Letzteres sei für ihn etwas, das er hoffentlich nun auch für seinen neuen Verein nutzen könne.
Geschäftsführer Kaweh Niroomand sieht in dem Neuzugang eine Bereicherung für das BR Volleys Team: „Wir sind immer bestrebt, zuerst nach deutschen Spielern zu schauen, die in unser jeweiliges Anforderungsprofil passen. Johannes Tille erfüllt dieses als eine der großen deutschen Hoffnungen im Zuspiel. Als die Gespräche begannen, war die ursprüngliche Idee, ihn hinter Sergey Grankin für die Zukunft aufzubauen. Wie seine Rolle nun aussehen wird, hängt natürlich ein Stück weit von der zweiten Nachbesetzung ab, an der wir aktuell noch arbeiten.“
Nach den Abgängen von Grankin und Matt West wird Tille nämlich nun Teil eines komplett neuen Zuspiel-Duos in Berlin sein. „Ich hätte gern von Sergey Grankin gelernt. Er hinterlässt natürlich ein gewaltiges Erbe. Aber vielleicht erhöht das auch meine Chancen. Wer immer mein kommender Partner sein wird, ich werde um meine Einsatzzeit kämpfen“, macht Tille seine Ambitionen deutlich. Neben seinen Qualitäten als Spiellenker und -denker bringt er noch eine Stärke mit, die seine beiden Vorgänger ebenfalls auszeichnete: einen sehr guten Aufschlag. Diesen bekam die Bundesliga-Konkurrenz der Herrschinger regelmäßig zu spüren. In der Saison 20/21 schlug Tille ligaweit die drittmeisten und in der Spielzeit 19/20 sogar die zweitmeisten Asse der Hauptrunde.
BR Volleys Trainer Cedric Enard freut sich darauf, einen entwicklungsfähigen Spieler begrüßen zu dürfen: „Johannes hat sowohl in Herrsching als auch in Saint-Nazaire zuletzt eine gute Saison gespielt. Seinem Team in Frankreich hat er als absoluter Führungsspieler zum Aufstieg verholfen. Er ist einer der jungen deutschen Zuspieler der nächsten Generation, die das Potenzial haben, das höchste Niveau zu erreichen. Aber er kann auch jetzt schon eine wichtige Rolle bei uns einnehmen.“ Das professionelle Umfeld und mögliche Einsätze in der CEV Champions League reizen Johannes Tille ganz besonders an seiner neuen Herausforderung in Berlin. Auf internationalem Topniveau darf er sich auch im Sommer schon messen. Mit der Nationalmannschaft wird Tille an der Volleyball Nations League (VNL) teilnehmen und in der ersten Woche mit nach Kanada zum Auftaktturnier reisen (07. bis 12. Jun).
Die Berliner Zeitung hat exklusiv mit Johannes Tille gesprochen: >>> Zum Artikel <<<