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Der Kapitän kehrt nicht zurück
Die BR Volleys und ihre Fans müssen den Abschied einer den Verein und die Volleyball Bundesliga prägenden Figur hinnehmen. Der Kapitän und dreifache Deutsche Meister Sergey Grankin hat nach seiner Ankunft in Russland für sich entschieden, in der kommenden Saison nicht nach Deutschland zurückzukehren und stattdessen wieder in der heimischen Superliga zu spielen. Der Abgang des Olympiasiegers ist keine sportliche, sondern eine dem weltpolitischen Geschehen geschuldete Entscheidung.
"Granking", "Maestro", "Granisimo": Sergey Grankin hat sich mit seinen Ausnahmefähigkeiten in vier Jahren bei den Berlin Recycling Volleys einige Spitznamen verdient und mindestens so viele Titel gewonnen. Dreimal wurde der Russe mit dem Hauptstadtclub Deutscher Meister (2019, 2021, 2022) und holte vor mehr als 10.000 Zuschauern den DVV-Pokal (2020). Zudem führte der 37-Jährige die Mannschaft in den letzten beiden Jahren als Kapitän auf das Spielfeld und dabei zweimal in das Viertelfinale der CEV Champions League. Neben Erfolgen bei allen drei Supercup-Teilnahmen (2019, 2020, 2021) stehen insgesamt 23 MVP-Medaillen in der Bundesliga und vier der neugeschaffenen BOUNCE HOUSE-Awards zu Buche. Viel mehr geht nicht!
„Was Sergey für unseren Verein in vier Spielzeiten geleistet hat, ist schlicht großartig. Er war die Lichtgestalt der Bundesliga. Seiner Qualität und Führungsstärke war es maßgeblich zu verdanken, dass uns im diesjährigen Playoff-Finale das Comeback geglückt ist und wir den 0:2-Rückstand noch gedreht haben“, sagt BR Volleys Geschäftsführer Kaweh Niroomand und erklärt, warum es nun dennoch zum schmerzlichen Abschied kommt: „Die nach reiflicher Überlegung getroffene Entscheidung ist ihm wirklich schwergefallen, aber die politischen und familiären Umstände machen ein weiteres Engagement im Ausland schwierig. Bei uns sind seine Beweggründe auf Verständnis gestoßen. Deshalb haben wir seinem Wunsch entsprochen und den Vertrag aufgelöst.“ Obwohl sich Grankin auch in Berlin längst heimisch fühlte, wird der Zuspieler somit seinen ursprünglich noch bis zum Jahr 2023 laufenden Kontrakt nicht erfüllen. Trotz der vier Jahre in Deutschland ist er in seinem Heimatland eng verwurzelt und sieht die private Zukunft bei und mit seiner Familie in Russland.
Zum Abschied sagt Grankin selbst: „Ich möchte mich bei allen für vier unheimlich schöne Jahre in Berlin bedanken. Ich habe es genossen, für diesen Verein und in der einzigartigen Atmosphäre der Max-Schmeling-Halle zu spielen. Ich hoffe, in der aktuellen Situation kann man meine Entscheidung dennoch nachvollziehen. Eure Unterstützung war immer fantastisch. Danke!“ Sein neuer Verein ist noch nicht offiziell bekannt.
Die Spuren, die der Regisseur in Berlin hinterlässt, könnten tiefer kaum sein: Als Grankin im Januar 2019 zu seiner ersten und einzigen Auslandsstation nach Deutschland kam, ging sportlich direkt ein Ruck durch die Mannschaft, der noch zum Titelgewinn führte. Von Monat zu Monat taute der zunächst kühl wirkende Russe auf, bewies zu seiner ganzen sportlichen Klasse auch Nahbar- und Herzlichkeit. Auf diese Weise war Grankin nicht nur Zuschauermagnet im Volleyballtempel, sondern auch in den anderen Arenen der Liga. Ihn – vor allem in Kombination mit Benjamin Patch – auftreten und spielen zu sehen, hat viele neue Fans angezogen. Bei den letzten beiden Meistertiteln 2021 und 2022 unterstrich der Weltklassespieler in den entscheidenden Saisonphasen eindrucksvoll seinen Wert für die Mannschaft.
Somit macht Kaweh Niroomand auch deutlich: „Sergey Grankin wird mit seiner Persönlichkeit und Qualität nicht zu ersetzen sein. Wir werden trotzdem versuchen, diese riesige Lücke bestmöglich zu schließen“, ist der 69-Jährige sich der Schwierigkeit der Aufgabe für Management und Trainerteam bewusst. Zweifellos wird Sergey Grankin in die Geschichte der Volleyball Bundesliga als einer ihrer besten Zuspieler aller Zeiten eingehen.