Herr Miltner, wie wurde das Hygienekonzept für den Trainingsstart entwickelt? Oliver Miltner: Wir haben uns natürlich an vorhandenen Konzepten, sei es aus dem Fußball, Handball oder Basketball, orientiert. Jeder hat seine Ansätze. Das Beste aus den verschiedenen Modellen haben wir auf uns und die Möglichkeiten im Volleyballsport adaptiert. Hinzukommen die notwendigen Auflagen der Volleyball Bundesliga, welche es zu beachten gilt. In einer Metropoler wie Berlin, in der sich unsere Spieler letztlich immer noch frei bewegen werden, ist das logischerweise besonders herausfordernd. Wir können uns nicht isolieren und uns die gesamte Saison über in einer Blase bewegen, müssen aber dennoch den bestmöglichen Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz der Spieler gewährleisten. Entstanden ist nun ein Maßnahmenkatalog, der Athleten, Trainer, Betreuer und Management bestmöglich schützen und das Infektionsrisiko minimieren soll. Es geht um Abgrenzung zu anderen Gruppen im Sportkomplex, Desinfizierung, den Mund-Nase-Schutz etc.. Ich glaube, das ist uns gut gelungen. Wie gut, das werden die nächsten Wochen zeigen.
Am Freitag wurde das gesamte BR Volleys Team getestet, sodass am Montag alle ins Mannschaftstraining einstiegen können. Wie liefen die Tests genau ab? Miltner: Alle Spieler und der Betreuerstab sowie die Geschäftsstelle fanden sich gruppenweise und zeitlich versetzt in der sportmedizinischen Abteilung der Berliner Charité ein. Dort wurde ein klassischer Nasen-Rachen-Abstrich durchgeführt und anschließend ausgewertet. Am Samstagabend kamen die Testergebnisse, welche glücklicherweise alle negativ waren. Somit kann das Training beginnen. Auf einen Antikörpertest haben wir dabei zunächst verzichtet. Ich will mich an dieser Stelle ausdrücklich bei Prof. Dr. Bernd Wolfarth von der Charité bedanken, der uns sowohl bei der Durchführung der Tests als auch bei der Erstellung des Hygienekonzepts mit seiner Expertise zur Seite stand.
Werden im Saisonverlauf stetig Tests durchgeführt? Miltner: Wir halten uns als Verein an die Vorgaben, die wir von der Liga und dem Land Berlin erhalten. Die Häufigkeit der Testungen ist nicht entscheidend. Keiner von uns hat den Umgang mit einer Pandemie gelernt, deshalb wird flexibles Reagieren wichtig sein. Wir müssen einfach bestmögliche Voraussetzungen schaffen, um unsere Spieler gesund zu halten. Sie müssen auch verinnerlichen, wie sie sich bei uns und abseits des Sports zu verhalten haben. Jedem muss bewusst sein, was eine Infektion für das Team bedeuten kann. Aber ich habe da Vertrauen in unsere Spieler. Sie sind alle erwachsen. Wir werden in regelmäßigen Abständen testen. Ich erachte z. B. Tests vor und nach Champions-League-Reisen als notwendig, insbesondere wenn wir in Risikoregionen reisen. Bei unserem Losglück der letzten Jahre werden wir bestimmt wieder nach Russland dürfen.
Noch einmal zurück zu den Antikörpertests. Warum wurden diese nicht ebenfalls direkt durchgeführt? Miltner: Wir sehen sie aktuell, im ersten Schritt, nicht als zwingend notwendig an. Es ist nicht verpflichtend, aber vielleicht holen wir dies zu einem späteren Zeitpunkt nach. Die Möglichkeiten dazu haben wir jedenfalls. Ich habe zusammen mit einem Labor in München den BeTroBox COVID-19 Antikörpertest entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Trockenbluttest, den man sich über www.doctorbox.de ganz bequem nach Hause schicken lassen kann.
Parallel stehen auch die beliebten Fitnesstest im OrthoTrain in der Friedrichstraße an. Dort gelangen die Spieler an ihre körperlichen Grenzen, oder? Miltner: Nach vier Stunden Belastung für Schulter, Knie, Wirbelsäule usw. sollte das definitiv der Fall sein. Im Anschluss wird jeweils eine individuelle Analyse erstellt, welche dann die Grundlage für das Athletiktraining bildet. Dies fließt in die Arbeit von Timo Kirchenberger ein. Ist der körperliche Zustand nicht ideal, wird das Krafttraining vorrangig ins OrthoTrain verlagert, wo Frank Kretzschmar die Jungs ins Schwitzen bringt. Ihn kennen die wenigsten Fans, aber er ist ein wichtiger Teil des Teams und bei den Spielern sehr beliebt.
Gibt es Spieler, mit denen die Arbeit an ihren Körpern besonders Freude macht? Miltner: Ich freue mich auf die Jungen sowie die Älteren gleichermaßen. Wir hatten nun schon Robin und Anton bei uns. Mit ihnen werden wir in die Tiefe gehen und jetzt die körperlichen Grundlagen für eine lange Karriere legen. Da ist noch viel Potenzial. Wenn ich heute z.B. einen Srecko Lisinac, einen Björn Höhne oder Ruben Schott sehe, weiß ich, wie wertvoll unsere Arbeit ist. Und das wissen auch die Spieler. Man bleibt mit vielen in Kontakt. Bezugnehmend auf die ältere Garde freue ich mich natürlich ebenso auf Pierre, Sergey oder den Brasilianer Éder. Sie halten ihren Körper schon über viele Jahre in Schuss, um auf Topniveau zu spielen. Mit ihnen ist es ein anderes Arbeiten, macht aber nicht weniger Spaß. Allein am Beispiel von Pierre sieht man, dass es sich auszahlt. Er kam 2017 mit körperlichen Beschwerden zu uns. Jetzt geht er in seine dritte Saison hier, weil er weiß, was er an uns und Berlin hat. Dafür mache ich diesen Job.
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