Kaweh, die Mannschaft hat national noch kein Match verloren, führt die Bundesliga-Tabelle an und steht am Sonntag im Pokalfinale. Da kann das Zwischenfazit vor dem Endspiel in Mannheim doch nur positiv ausfallen, oder? Kaweh Niroomand: „Bisher können wir mit dem Saisonverlauf zufrieden sein. Eine derartige Serie haben wir in den nationalen Wettbewerben meines Wissens noch nie erreicht. Aber: Noch haben wir keinen der wichtigen Titel gewonnen. Der Supercup-Erfolg war ein schönes Erlebnis, hat aber letztlich nicht den Stellenwert eines Pokalfinals. Am Sonntag zählt es. Danach können wir sagen, ob es bis hierhin eine ordentliche oder eine sehr gute Spielzeit war. Perfekt kann die Saison leider nicht mehr werden, hierfür hat mich unser Abschneiden in der CEV Champions League doch zu sehr enttäuscht. Wir hatten natürlich eine extrem schwierige Auslosung, aber ich habe unserer Mannschaft auch in dieser Gruppe etwas mehr zugetraut. Dafür hätten wir nach dem starken Auftaktsieg gegen Ljubljana jedoch im Rhythmus bleiben müssen. Stattdessen haben uns die Ausfälle von Ben, Samu und auch Nicolas aus der Erfolgsspur gebracht. Das hat uns vor Weihnachten zurückgeworfen und ist jetzt im Nachgang schon ziemlich ärgerlich.“
Du warst mit dem Team zuletzt in Ljubljana auf Champions-League-Reise. Wie hast Du die Atmosphäre in der Mannschaft vor dem Finale wahrgenommen? Niroomand: „Obwohl wir mit dem Punktverlust nach zwei Sätzen rechnerisch bereits ausgeschieden waren, hat das Team eine gute Mentalität bewiesen. Die erste Sechs war an diesem Tag nicht voll da, aber die Spieler von der Bank haben mit einem unheimlichen Ehrgeiz das Match gedreht. Georg hat sich ein besonderes Lob verdient. Auch Pierre und Moritz haben ihre Ärmel hochgekrempelt und stark gespielt. Und Ljubljana ist ganz gewiss keine internationale Laufkundschaft. Einen solchen 0:2-Rückstand auswärts in der Champions League zu drehen, ist eindrucksvoll und zeigt, dass es in der Mannschaft stimmt. Die Atmosphäre ist also positiv.“
War diese Steigerung gegen Ljubljana auch ein Fingerzeig für Mannheim? Niroomand: „Wie sagt man im Sport so schön: Es ist ein neues Spiel. Und das stimmt auch wirklich. Ein Finale um einen Titel vor mehr als 10.000 Zuschauern kann man damit nicht vergleichen. Mit dieser Drucksituation umzugehen, ist eine ganz andere Herausforderung.“
Welche Bedeutung hätte ein fünfter Pokaltitel für den Verein? Niroomand: „Die Strahlkraft eines Pokalfinals ist riesig. Es schafft Öffentlichkeit, Aufmerksamkeit und damit Reichweite. Beispielsweise durch die TV-Live-Übertragung auf SPORT1 am Sonntagnachmittag. Ein besseres Marketing kann man als Verein kaum bekommen, deshalb sind wir glücklich, nach drei Jahren wieder dabei sein zu dürfen. Es ist auch für den Verband und die Liga immer wieder ein Prestigeprojekt. Da hört man gern, dass der Zuschauerzuspruch erneut gut ist. Für unsere Fans ist der Standort sicher nicht ideal, aber dennoch machen sich wieder viele BR Volleys Anhänger auf den weiten Weg. Dies wissen wir sehr zu schätzen! Wenn wir dann noch am Ende den Pokal holen könnten, wäre das für alle von uns eine großartige Sache. Für viele Spieler wäre es der erste Pokalerfolg, für einige sogar der erste Titel überhaupt. Unsere Mannschaft hat das ehrgeizige Ziel, solange wie nur möglich in Deutschland unbesiegt zu bleiben. Das ist zusätzlicher Ansporn.“
Wie schätzt Du den Finalgegner aus Düren ein? In der Liga fehlte es der Mannschaft zuletzt an Konstanz. Niroomand: „Düren wurde leider von Verletzungen und Krankheiten zurückgeworfen. Viele, auch ich, hatten die Mannschaft vor der Saison für eine deutlich bessere Platzierung auf dem Zettel. Das hat aber für Sonntag nichts zu sagen, wenn man sich allein anschaut, wer dort für Düren alles auf dem Parkett steht. Dieses Team ist erfahren und wird ‚Sekt oder Selters‘ spielen. Wir müssen also höllisch aufpassen! Trotzdem habe ich ein tiefes Vertrauen in unsere Mannschaft.“
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