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10 Jahre | 10 Stories mit Günter Trotz: „Leistung schafft Begeisterung“

Fr 04.01.2019
„10 Jahre Volleyballtempel“ und noch viele mehr beim Sport-Club Charlottenburg hat Günter Trotz erlebt und geprägt. In „10 Jahre | 10 Stories“ spricht der ehemalige Geschäftsführer des Vereins über die Unwägbarkeiten der Premiere, eine unliebsame Überraschung und die Traditionspflege. Seine sportliche Einschätzung vor dem ebenso wichtigen wie spannenden Monat Januar mit gleich fünf Heimspielen darf dabei nicht fehlen (Tickets: www.br-volleys.de/ticketshop).

2019-01-04

Foto: Eckhard Herfet


Über das erste Spiel in der Max-Schmeling-Halle haben in „10 Jahre | 10 Stories“ schon einige Protagonisten gesprochen. Wie hast Du die Premiere gegen Düren 2008 erlebt?
Günter Trotz: Dieser Tag war für alle ein einschneidendes Erlebnis. Wir hatten keinerlei Vorerfahrung, ein Event dieser Größenordnung zu stemmen. Der organisatorische Aufwand war immens. Wir mussten unser gesamtes Equipment von der Sömmeringhalle nach Prenzlauer Berg schaffen. Dazu gehörte natürlich auch ein Volleyballboden, den wir bis dato dank viel Überredungskunst nur für die CEV Champions League nutzen durften. Das war ein Teraflex-Boden mit zig Rollen, den der Berliner Verband für die Europameisterschaft angeschafft hatte. Wir mussten dafür einen LKW organisieren und haben alles selbst drei Tage lang verlegt. Der Aufwand allein für das Sicherheitspersonal war riesig und wir konnten überhaupt nicht einschätzen, wie viele Zuschauer kommen und ob sich all das überhaupt lohnt. Letztendlich aber hat es sich ausgezahlt. Deshalb bleibt von dem Spiel besonders der Blick vom Podest aus, als das Licht anging und die Ränge voll waren.

Gab es für Dich weitere ganz besondere Erlebnisse in diesen zehn Jahren?
Trotz: Was mich noch ein Stück weit mehr bewegt hat, war das Spiel gegen Friedrichshafen in der gleichen Saison, am 01. Februar 2009. Unsere Hoffnung war damals, die 5.000er-Marke zu knacken. Am Ende waren es 7.700 Zuschauer. Das hatte es in der Volleyball Bundesliga noch nicht gegeben. Wir mussten natürlich wieder den gleichen Aufwand fahren und den Boden neu verlegen. Jetzt, nach zehn Jahren, kann man es ja sagen: Als ich das Spielfeld damals genau nachgemessen habe, war die linke Seite plötzlich einige Zentimeter kürzer. Beim häufigen Verlegen sind durch Verschleiß und Temperatur minimale Lücken entstanden. Nun lagen wohl alle kurzen Enden zusammen. Wir konnten an dem Tag nicht mehr spontan reagieren, hätten das Spiel absagen müssen. Also haben wir das Thema bis Spielbeginn klein gehalten und der Boden wurde anschließend direkt durch den noch heute aktuellen ersetzt.

Du bist nach Deinem Ausscheiden als Geschäftsführer 2009 in die Rolle des Beobachters gerückt.
Wie hast Du die Entwicklung des Vereins seitdem erlebt?

Trotz: Wenn man das von der Pike auf mitgemacht hat, ist das gigantisch. Als ich hier 1993 begonnen habe, lag die Organisation des Drumherums noch bei einem örtlichen Steakhouse. Die haben den Einlass und das Catering gemacht und auch die Einnahmen behalten. Wir kamen in die Halle und haben gespielt. Was heute aus unserem „Kind“, das mit Kaweh und mir zunächst unter zwei „Vätern“ aufgewachsen ist, geworden ist, da geht einem wirklich jedesmal aufs Neue ans Herz. Der Schritt in die Max-Schmeling-Halle vor zehn Jahren war der absolut richtige Weg. Es sind jetzt Events geworden, was in der Sömmeringhalle einfach technisch nicht möglich war. Ich habe Hochachtung vor allen, die hier mitwirken, natürlich den Hauptamtlichen, aber vor allem auch den Ehrenamtlern. Ich weiß genau, wie wichtig ihre Arbeit hier ist. Es freue mich, dass viele bis heute bei der Stange geblieben sind.

Ein Bestandteil des Jubiläums ist auch die Traditionspflege, welche Du mit Leben füllen möchtest …
Trotz: Ich habe mittlerweile alle Funktionen abgelegt, doch eine Sache liegt mir noch am Herzen. Auf dem Weg zum Begräbnis des DVV-Ehrenpräsidenten Roland Marder reifte die Idee, verdienstvolle Volleyballer bei uns zu würdigen. Mir ist es ein Anliegen, frühere Erfolge und Engagements nicht zu vergessen. Deshalb holen wir nun bei passenden Gelegenheiten Personen aus unserem Verein und dem Sport generell zu uns in die Arena. Schon zum Weihnachtsspiel war Ulf Quell, einer der ersten Deutschen Meister des SCC 1993 zu Gast. Jetzt, gegen Bühl kommt die Pokalsieger-Mannschaft von 1994.

Was dürfen die Ehrengäste aus Deiner Sicht vom BR Volleys Team erwarten?
Trotz: Der Januar ist für mich die Stunde der Wahrheit. Die Mannschaft muss jetzt ihre Stabilität finden. Das Publikum möchte beim Team immer bedingungslose Leidenschaft sehen. Man kann grandios spielen und verlieren, aber das war in dieser Saison selten der Fall. Die Mannschaft muss kämpfen, kämpfen, kämpfen. Dann hat das Team die Zuschauer hinter sich und das wird bei diesem anspruchsvollen Programm im Januar notwendig sein. Leistung schafft Begeisterung.

Siehst Du das Spiel heute nur noch als Fan?
Trotz: Man kann sich nie lösen, wenn man so etwas mit aufgebaut hat. Mich schmerzt jede Niederlage und ich probiere auch weiterhin, positiv Einfluss zu nehmen. Vor dem letzten Heimspiel bin ich zu Dustin Watten gegangen und habe ihm gesagt, dass es heute auf ihn ankommt. Ich habe also versucht, ihn zu motivieren. Dann hat er ein starkes Spiel gemacht, wurde MVP und kam danach zu mir und sagte: „Günter, die Medaille ist für dich.“ Mein grundlegender Optimismus hat dem Verein schon früher geholfen und ich versuche das beizubehalten.

Günter Trotz war von 1993 bis 2009 als Geschäftsführer der SCC Volleyballer tätig. Gemeinsam mit Kaweh Niroomand war der 76-Jährige verantwortlich für die Geschicke beim neunmaligen Deutschen Meister. Vor seiner Tätigkeit für den Hauptstadtclub war Trotz Generalsekretär des Volleyball-Verbandes der DDR. Unter seiner Führung gewannen die Nationalteams Olympia-Silber 1980 (Männer) und EM-Gold 1983 (Frauen).


„10 Jahre | 10 Highlights“
Das Ticket für die Jubiläumssaison: http://bit.ly/brv_saisonkarte_18_19

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