Cedric, wie hast Du Dein erfolgreiches Jahr mit Tours VB erlebt? Cedric Enard: Es war eine schöne und wichtige Erfahrung. Ich habe Toulouse nach 15 Jahren als Spieler und Trainer auf der Suche nach einer neuen Herausforderung verlassen. Tours war dafür eine ideale Möglichkeit, weil dort sehr professionell gearbeitet wird. Diesen Topclub, bei dem nach der letzten Meisterschaft im Jahr 2015 der Titel erwartet wurde, zu coachen, empfand ich als Ehre. Die Mannschaft hat sich im Saisonverlauf kontinuierlich entwickelt und war zu den Playoffs eine eingeschworene Gemeinschaft. Am Ende haben wir uns mit dem Finalsieg in Paris belohnt.
Unter anderem mit Moritz Reichert im Kader … Enard: Moritz ist ein sehr talentierter, junger Spieler mit stabiler Annahme und einem starken Arm in Angriff und Aufschlag. Ich mag seine Einstellung, Disziplin und den Drang nach stetiger Verbesserung. Es freut mich ungemein, mit ihm in Berlin weiterarbeiten zu können.
Warum hast Du Dich nun für Deine erste Auslandsstation entschieden? Enard: Ich bin ehrgeizig und strebe nach Erfolgen und Titeln – das hat in Tours zuletzt gut funktioniert. Nun erhielt ich die Möglichkeit, beim größten Verein in Deutschland zu arbeiten. Die BR Volleys sind sogar einer der professionellsten Volleyballclubs in ganz Europa, haben stets anspruchsvolle Ambitionen und bieten mir optimale Arbeitsbedingungen. Außerdem spielt der Club in einer immer stärker werdenden Liga und in der CEV Champions League. Ich weiß, dass es hier in Berlin immer auch um Titel geht und darum, die Besten in Europa zu schlagen. Ich selbst kenne die besondere Atmosphäre der Max-Schmeling-Halle zwar noch nicht aus eigener Erfahrung, aber meine Freunde aus Toulouse haben mir davon vorgeschwärmt. Ich kann es also kaum erwarten, dort zu spielen.
Was hat Dich als Sportler bzw. Trainer besonders geprägt? Enard: Als ich ein Kind war, begleitete ich meinen Vater jedes Wochenende zum Rugby. Damals bin ich der Sportwelt, den damit verbundenen Werten und dem Teamgedanken verfallen. Ich wusste schon als Spieler, dass mein Weg mich später auf eine Trainerlaufbahn führen wird. Ich liebe es, eine Mannschaft zu formen, den Zusammenhalt zu fördern und die einzelnen Spieler an ihr Leistungslimit zu bringen. Erfolg im Sport löst in mir unvergleichliche Glücksgefühle aus. Dafür arbeite ich. Ich durfte in meiner bisherigen Trainerkarriere von vielen Kollegen lernen und halte den stetigen Austausch untereinander für existenziell.
Was schaut man sich von jemandem wie Laurent Tillie (französischer Nationaltrainer, Anm. d. Red.) ab? Enard: Laurent war ein überragender Spieler und ist nun auch als Trainer sehr erfolgreich. Es ist die Art, wie er Volleyball neu denkt, von der ich viel lernen kann. Er ist immer ganz dicht an der Mannschaft und fordert die Spieler täglich mit seinen hohen Erwartungen. Laurent gab mir die Chance, bei der Nationalmannschaft als sein Assistent zu arbeiten. Darauf bin ich sehr stolz.
Auch in diesem Sommer habt Ihr mit dem Team viel vor, oder? Enard: Natürlich. Wir spielen jetzt die neue "Volleyball Nations league" und sind dort als Gastgeber für das Finalturnier der besten sechs Nationen gesetzt. Wir werden unser Bestes geben, das Format zu gewinnen – wie es uns bereits mit dem Vorgänger, der Weltliga, gelungen ist. Noch wichtiger ist die Weltmeisterschaft im September. Frankreich hat diesen Titel noch nie gewonnen. Das ist Ansporn genug. Außerdem geht es um wichtige Punkte zur Qualifikation für die nächsten Olympischen Spiele. Es gibt aber viele Nationen, die dort Titelambitionen haben, deshalb werden wir hart dafür kämpfen müssen.
Im Anschluss beginnt Deine Tätigkeit in Berlin. Was sind Deine Erwartungen? Enard: Ich hoffe, dass wir alle zusammen, also die Mannschaft, Mitarbeiter und Fans eine großartige Saison teilen und erleben werden, an deren Ende hoffentlich auch ein Titel herausspringt. Mit unserem Team will ich an jedem einzelnen Tag das Maximum abrufen. Nach allem, was ich mir im Internet anschauen konnte, ist meine Vorfreude auf den Start in Berlin und das erste Heimspiel einfach riesig.
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