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Europameisterschaft: DVV-Männer greifen nach einer Medaille
Die DVV-Männer greifen bei der Europameisterschaft nach einer Medaille! Im Viertelfinale gewann die Mannschaft von Bundestrainer Andrea Giani in der Spodek in Kattowitz nach hartem Kampf gegen die Tschechische Republik 3:1 (25:22, 16:25, 25:23, 25:20) und landete den vierten Sieg im vierten Spiel. |
Foto: CEV |
Bundestrainer Andrea Giani setzte auf die bislang im Turnier bewährte Startformation mit Lukas Kampa im Zuspiel, Georg Grozer auf der Diagonalen, den Außenangreifern Denis Kaliberda und Christian Fromm, den Mittelblockern Michael Andrei und Tobias Krick sowie Libero Julian Zenger. Diese hatte bereits in Stettin gegen die Tschechen Großartiges vollbracht und sollten nun auch in Kattowitz glänzen. Der Start verlief jedoch nicht wunschgemäß: den deutschen Spielern unterliefen gleich zu Beginn vier Aufschlag-, ein Annahme- und ein Angriffsfehler, sodass es bei der ersten technischen Auszeit 5-8 lautete. Die Nervosität war greifbar, gut, dass Grozer voll da war und sein Team mit Angriff und Einerblock zurückbrachte (9-9). Zwei Blockpunkte durch Grozer und Andrei sorgten für weitere Beruhigung und die erste deutsche Führung (13-11). Das deutsche Spiel hatte sich stabilisiert, Kaliberda sorgte mit ganz feinem Händchen für das 16-14. Als Tschechiens Michalek zweimal mit seinem Außenangriff das Feld nicht traf, hieß es 20-17. Mit dem ersten deutschen Ass – natürlich durch den überragenden Groze – war die Vorentscheidung gefallen (23-19). Ein Aufschlagfehler Tschechiens brachte die Satzführung. Trotz äußerst nervösem Beginns und einem sehr durchwachsenem Aufschlagspiel (6 Fehler, 1 Ass) ging der ersten Satz an die DVV-Auswahl, weil Grozer von den Tschechen nie zu halten war (9 Punkte). Mit der Startformation des ersten Satzes begann die deutsche Mannschaft, hatte das Aufschlag-Visier aber immer noch nicht richtig eingestellt: von den ersten vier Aufschlägen waren drei fehlerhaft (4-4). Die Tschechen konnten sich aufgrund der deutschen Aufschlagschwäche sowie einer starken Serie von Dzavoronok absetzen (6-10). Der Doppelblock Grozer/Krick brachte das deutsche Team etwas heran, dann setzten sich die Tschechen auf fünf Punkte ab, weil das deutsche Team Fehler produzierte und nicht durchschlagskräftig agierte (11-16). Giani versuchte mit Wechseln (Simon Hirsch und Ruben Schott) Akzente zu setzen, doch es half nicht. Der schwächste EM-Satz der deutschen Mannschaft ging klar an den Gegner. Die eklatante Aufschlagschwäche aus dem ersten Satz setzte sich auch im zweiten fort (7 Aufschlagfehler), und dieses Mal konnten Kampa & Co dies nicht kompensieren, weil der Sideout (Angriff aus der Annahme) ebenfalls schwächelte. Giani vertraute erneut der gleichen Formation, veränderte diese aber nach kurzer Zeit, weil es immer noch nicht laufen wollte. Ruben Schott kam für Fromm, kurze Zeit später Marcus Böhme für Andrei. Die Tschechen kämpften um jeden Ball und hatten oftmals die besseren Lösungen (7-11). Kampa suchte nun verstärkt wieder Grozer, die erfahrenen Spieler mussten das Heft nun in die Hand nehmen (11-13). Als Finger einen seltenen Angriffsfehler beging und Schott die nächste Punktchance verwertete, war der Ausgleich geschafft (14-14). Die „Neuen“, Böhme und Schott, waren belebende Faktoren im deutschen Spiel. Als Böhme zum dritten Mal im Angriff zulangte, war die ersehnte Führung da (18-17). Der 2,11 Meter-Mittelblocker Böhme war es auch, der ein ganz wichtiges Ass servierte, anschließend packte sein 14 Jahre jüngerer Kollege Krick erfolgreich am Netz zu (21-18). Als Zenger in der Annahme patzte und Grozer seinen Angriff nicht durchbrachte, hatten die Tschechen ausgeglichen und Giani nahm eine Auszeit (22-22). Grozer machte die Punkte 23 und 24 und holte den ersten Satzball (24-23). Der Doppelblock Böhme/Schott nutzte diesen auf Anhieb und zur Erleichterung aller. Der Doppelblock dieser Beiden war das logische Ende. Denn Böhme und Schott waren die „Satzwinner“, lieferten durch ihre Aktionen am Netz (Böhme) und im hinteren Feld (Schott) einen ganz wichtigen Beitrag. Natürlich blieben Böhme & Schott auf dem Feld, nicht ganz natürlich zeigten die Tschechen immer noch keine Müdigkeit. Schließlich hatten sie keine 20 Stunden zuvor gegen Frankreich auf dem Feld gestanden. Der Beginn verlief ausgeglichen, „leichte“ Punkte ließ der Außenseiter jedoch nicht zu (6-6). Auch in der Folge – nun mit Andrei für Krick – gelang es keinem Team, sich abzusetzen (12-12). Ein Andrei-Block sorgte für das ersehnte Break, mit zwei Punkten Vorsprung ging es in die zweite technische Auszeit (16-14). Das Rebreak gegen Grozer wurde durch einen deutschen Dreierblock wieder nichtig gemacht, es ging mit einer kleinen Führung auf die Zielgerade (19-17). Eine Kaliberda-Bogenlampe, ein Aufschlag, der über die Tschechen hinweg segelte, machte daraus ein 21-18. Dann fasste Böhme bei einem Rückraumangriff brutal zu, die DVV-Männer waren nur noch zwei Zähler vom Halbfinaleinzug entfernt (23-19). Und ließen sich das nicht nehmen: Schott steuerte den 24. Punkt bei, Grozer beendete das Spiel mit einem Ass (endlich!). Es war wohl nicht der stärkste Auftritt bei dieser EM, aber der Wille gab den Ausschlag. Zudem zeigte sich die Breite des Kaders – Böhme und Schott leisteten einen ganz wichtigen Beitrag zum Sieg. Stimmen: Andrea Giani: „Das Viertelfinale ist immer das schwierigste Spiel in jedem Turnier. Ob Olympische Spiele, Welt- oder Europameisterschaft. Alle waren nervös, vor allem die jungen Spieler natürlich, aber das ist normal. Es war kein schönes Spiel, aber ich bin stolz, wie die Jungs das zusammen geschafft haben. Das ist sehr wichtig für die Entwicklung für alle. Ich habe in der 10-Minuten-Pause gesagt, jeder soll sich auf seine Sache konzentrieren: Die Angreifer auf den Angriff, die Annahmespieler auf die Annahme beispielsweise. Ruben hat sehr in der Annahme geholfen, Marcus hat uns das erste Tempo gebracht. Es war nicht perfekt, aber wir haben dieses wichtige Spiel gewonnen. Wir versuchen, jetzt noch ein Spiel zu gewinnen. Dazu müssen wir den Kopf freibekommen, ich glaube, es wird leichter, weil wir auf eines der großen Teams treffen.“ Lukas Kampa: „Ich bin sehr erleichtert und ziemlich müde. Es war ein sehr hartes Stück Arbeit. Es ist gut, dass ich meine Haare richtig lang habe wachsen lassen, so konnten wir uns am eigenen Schopf herausziehen. Wir haben nicht gut angefangen und nicht das umgesetzt, was wir wollten. Überhaupt kein Druck von der Aufschlaglinie, Fehler ohne Ende, wir waren nervös, fahrig und umso schöner, dass wir es noch rumreißen. Heute Morgen im Training habe ich Marcus Böhme noch gesagt, er soll sich bitte gut ausschlafen, weil er heute ein paar Dinge reinzimmern und das Spiel drehen wird. Und ich bin froh, dass es so gekommen ist. Es war sensationell, wie er reingekommen ist. Er hat uns gezeigt, wie man so ein Viertelfinale angehen muss und hat uns extrem gut getan." Georg Grozer: „Es fühlt sich schön an, aber wir mussten hart dafür arbeiten. Es war viel Nervosität bei uns im Spiel. Die Tschechen haben Druck gemacht, dagegen mussten wir ein Rezept finden. Das Wichtigste ist, gewonnen zu haben. Es ist schön, wieder nach einer Medaille zu greifen, aber wir sollten nicht zu viel darüber nachdenken!“ Michael Andrei: „Krass, das Adrenalin ist gerade richtig weit oben. Es war heute Krampf, aber wir haben gekämpft und wir haben es als Gruppe geschafft. Man hat gemerkt, dass die Nervosität da war, auch bei mir. Es war ein „Win oder Go home“-Spiel, den Druck haben wir gespürt, aber wir haben es gemeistert. Mir ist der Gegner im Halbfinale egal, wir nehmen alles. Eine Medaille würde alles bedeuten.“ Marcus Böhme: „Es war aus meiner Sicht nicht ganz einfach, in das Spiel zu kommen. Es stand 1:1 und es war ein komisches Spiel mit Unsicherheiten und Aufschlagfehlern. Ich denke, meinen Teil dazu beigetragen zu haben, die Leute mitzureißen. Eine EM-Medaille wäre schmackhaft, aber es wird wohl noch etwas härter als gegen Tschechien. Das Spiel geht bei 0:0 los!“ Ruben Schott: „Halbfinale hört sich ziemlich geil an. Das war unser großes Ziel, aber nach dem Sommer waren schon ein paar Zweifel im Vorfeld da, umso schöner ist es, es jetzt geschafft zu haben. Ein Ko-Rundenspiel ist definitiv etwas anderes als ein Vorrundenspiel. Wir haben am Anfang nicht ins Spiel gefunden, die Tschechen hatten Aufwind und haben es uns extrem schwer gemacht. Durch unsere Emotionen haben wir es geschafft, den Schalter noch rechtzeitig umzulegen." Quelle: DVV |