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Mit epischer Aufholjagd ins Playoff-6
Die BR Volleys haben heute Vereinsgeschichte geschrieben und sind erstmals ins Playoff-6 der CEV Champions League eingezogen. Mit 15:11 im "Golden Set" krönten die Berliner eine Aufholjagd, die zwei Stunden zuvor kaum jemand für möglich gehalten hatte. Mehr als 4.000 frenetische Zuschauer peitschen den Deutschen Meister zu einem epischen Comeback, das nach scheinbar aussichtslosem Rückstand in einem 3:2-Sieg (21:25, 18:25, 25:13, 25:14, 16:14) und dem Triumph im goldenen Satz mündete. |
Foto: Eckhard Herfet |
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Aleksandar Okolic, der zum Playoff-Auftakt gegen Bühl von der Ersatzbank stark auftrumpfte, begann gegen Istanbul für Felix Fischer. Neben ihm starteten Kapitän Robert Kromm, Ruben Schott, Tsimafei Zhukouski, Graham Vigrass, Wouter ter Maat und Libero Luke Perry. Zwei Sätze lang fanden die BR Volleys nicht zu ihrer Bestform. Die türkischen Gäste hatten sich zügig an die Atmosphäre im Volleyballtempel gewöhnt und nahmen konsequent ihren Rhythmus auf. Gleich mehrfach wurde ter Maat gestoppt und früh gegen Paul Carroll ausgetauscht, doch im ersten Satz hatten die Männer von Roberto Serniotti nichts mehr zu bestellen (21:25). Die Gastgeber wirkten verunsichert ob der starken Gegenwehr des türkischen Vizemeisters und fanden weiterhin keine klare Linie. Trainer Serniotti versuchte alles von der Bank, aber ob Auszeit oder Zuspieler-Wechsel (Sebastian Kühner kam zuvor für Zhukouski) – nichts sollte Früchte tragen. Drei Blockpunkte der Türken in Serie sorgten für den Berliner Genickbruch im zweiten Durchgang, der erneut klar verloren ging (18:25). Zu diesem Zeitpunkt prophezeite Arena-Sprecher Karsten Holland den Zuschauern dennoch einen langen Volleyballabend und er sollte zum Propheten einer magischen Champions-League-Nacht werden. Jetzt war also Moral gefragt und diese zeigten die BR Volleys. Co-Kapitän Carroll ging mit Leidenschaft voran, Kromm legte von der Aufschlaglinie nach und auch Schott tankte nun neues Selbstvertrauen. Die Gastgeber lagen im dritten Durchgang schnell komfortabel in Führung (10:4). In dieser Phase kam auch der Triplesieger Nicolas Le Goff an alter Wirkungsstätte zum Einsatz, konnte den Lauf seiner ehemaligen Teamkollegen aber nicht stoppen. Endlich war der Hauptstadtclub so richtig auf Temperatur: Ein Ass von Schott, dazu ein Block von Carroll sowie ein Diagonalangriff von Kromm – plötzlich funktionierte alles bei den Hausherren (19:9), die den Satz folgerichtig mehr als deutlich für sich entschieden (25:13). Die Aufholjagd der BR Volleys ging weiter. Der Aufschlagdruck stimmte, der Block agierte konsequent und Carroll war nun in seinem Element (8:3). Die Männer in Orange spielten sich in einen wahren Rausch und Istanbul um Superstar Rouzier verlor völlig den Faden. Gleich drei gelbe Karten für die Gäste und die nächste Aufschlagserie von Zhukouski waren die Folge (18:6). Die Berliner ließen nicht mehr nach und verbuchten tatsächlich den Satzausgleich (25:14). Die Max-Schmeling-Halle stand Kopf und die 4.282 Zuschauer wollten gemeinsam mit dem BR Volleys Team das Unmögliche möglich machen. In einem extrem spannenden Tiebreak bescherte Kapitän Kromm per Ass die "kleinen" Matchbälle (14:12). Nach dem zweiten lagen sich die Fans auf den Rängen schon in den Armen, aber die Challenge von Istanbul deckte eine Ballberührung von Schott auf. Das Zittern begann und Zhukouski bewies beim dritten Satzball Nerven aus Stahl. Sein Leger zwischen die verdutzten Türken bescherte dem Volleyballtempel den „Golden Set“ (16:14). Wie schon im Tiebreak ging es auch in diesem nächsten Satz bis 15 Punkte Spitz auf Knopf zu. Ein emotionaler Okolic und entschlossener Carroll trugen die BR Volleys weiter auf der Erfolgswelle. Europameister Nicolas Marechal jagte seinen Angriff zum langersehnten ersten Break ins Aus (11:9). Und ein anderer Europameister, Nicolas Rouzier, schlug wenig später seinen Diagonalangriff ins Selbige, womit ein unvergessliches Match nach 145 Minuten sein krönendes Ende fand (15:11). Sein Coach Roberto Serniotti betonte die Bedeutung des Publikums: "Großen Dank an die Fans, die uns auch nach diesem deutlichen Rückstand nicht im Stich gelassen haben. Es herrschte eine kribbelnde Atmosphäre, als das Unmögliche möglich schien. Wir mussten uns selbst zwingen, ruhig zu bleiben und an uns zu glauben. Physisch und mental hatten wir am Ende etwas mehr zu zusetzen. Die Türken wirkten platt." Nach dieser historischen Champions-League-Nacht dürfen die BR Volleys weiterhin vom Final Four in Rom träumen, doch natürlich weiß man beim Hauptstadtclub um die enorme Herausforderung, die nun auf das Team wartet. Im Playoff-6 treffen die Berliner auf Dynamo Moskau, das sich zweimal deutlich mit 3:0 gegen Arkas Izmir durchsetzte. Das Hinspiel steigt am 05. April (19.30 Uhr) in der heimischen Max-Schmeling-Halle, das Rückspiel findet eine Woche später in Russland statt. |