"Natürlich schmerzt es, nun nach all den Jahren einen Schlussstrich zu ziehen. Aber irgendwann zeigt einem der Körper die Grenzen auf. Ich werde in wenigen Tagen 34 Jahre alt und meine Verletzungsanfälligkeit, die mich schon meine gesamte Karriere lang begleitet, wird nicht geringer. Jetzt mit diesem sicheren und guten Gefühl den Absprung zu schaffen, ist glaube ich richtig. Damit bin ich auch mit mir selbst im Reinen", so der Mittelblocker zu den Beweggründen für seinen Entschluss, der ihm alles andere als leichtgefallen ist. Dass diese Entscheidung dennoch wohl überlegt ist, verdeutlicht Fischer mit einem Einblick in seine Gefühlswelt: "Im letzten Sommer kam ich wirklich an einen Punkt, wo ich keinen Volleyball mehr sehen konnte. Dieses Gefühl hatte ich so das erste Mal in meiner Laufbahn und es war schon einschneidend. Das soll nicht heißen, dass ich keine Motivation mehr in mir habe. Ich möchte diese Saison mit dem Team noch alles geben!"
Mit Fischer verlieren die BR Volleys zum Saisonende nicht nur einen großartigen Sportler, sondern auch eine Identifikationsfigur, betont Geschäftsführer Kaweh Niroomand: "Was Felix für unseren Verein geleistet hat, ist unvergleichlich. Als Sportler, Markenbotschafter und Mensch war er über sehr viele Jahre eine prägende Persönlichkeit. Ich danke Felix für sein Herzblut, das er in all den Jahren in diesen Verein und dieses Projekt gesteckt hat und noch bis zum Mai stecken wird. Ich glaube, es ist eine Extra-Motivation für die Mannschaft und den gesamten Klub, ihm einen letzten Titel zu ermöglichen."
Am 05. Oktober 2002 schlug Fischer in Friedrichshafen erstmals in der Bundesliga auf – damals noch für den VC Olympia Berlin. Ein Jahr später rückte der talentierte Mittelblocker gemeinsam mit Robert Kromm in die frischgebackene Meistermannschaft des SCC auf und verteidigte in seiner ersten Saison prompt den Titel. Unter den SCC-Trainern Mirko Culic und Michael Warm reifte Felix Fischer in den Folgejahren nicht nur zum Nationalspieler (39 Länderspiele für Deutschland), sondern auch – nicht zuletzt wegen seines Stirnbandes – zur Kultfigur des Berliner Volleyballs. 2009 versuchte er sein Glück ein Jahr lang im Ausland bei Paris Volley, doch richtig glücklich blieb das Energiebündel nur in seiner Heimatstadt.
Von Beginn an schrieb er die Erfolgsgeschichte des Klubs nach der Umbenennung in Berlin Recycling Volleys (2011) entscheidend mit und stockte seine Titelsammlung kontinuierlich auf. Wenig verwunderlich, dass es Fischer nach all den Jahren schwerfällt, besondere Ereignisse hervorzuheben: "Wenn ich meine sportlichen Top 3 nennen müsste, sind das wohl meine erste Meisterschaft 2004 als Jungspund in der Sömmeringhalle, der Pokalgewinn im letzten Jahr, weil der in meiner Sammlung noch fehlte, und natürlich das unvergessliche Champions League Final Four 2015 bei uns hier in Berlin. Doch der in all der Zeit emotionalste Moment war die Geburt meiner Tochter im Jahr 2013. Das geht über alles Sportliche hinaus."
Auch seine berufliche Perspektive nach dem Leistungssport hat der stolze Familienvater bereits abgesichert: "Ich werde am 01. August eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung bei der Firma Frey beginnen. Dieser Kontakt kam passenderweise über Lars Wichmann, einen unserer Fans, zustande. Ich habe dort ein Praktikum absolviert und es hat menschlich sofort gepasst." Bevor Felix Fischer jedoch in den sportlichen Ruhestand geht, hat er mit seinen BR Volleys noch einiges vor. Nach dem verpassten Pokalerfolg möchte der Mann mit dem Stirnband natürlich nicht ohne Titel abtreten: "Deshalb steht die Meisterschaft jetzt über allem. Es wäre der perfekte Abschluss meiner Karriere!"
Die Abschiedstournee des Publikumslieblings beginnt nun am Samstag (18. Februar um 19.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel in Düren und wird noch einige Überraschungen bieten, denn als Schirmherr der Kampagne "Zeichen setzen für den Nachwuchs!" engagiert sich Felix Fischer in den nächsten Wochen auch abseits des Spielfelds in besonderem Maße. Mit dieser Initiative möchten Fischer und seine BR Volleys gemeinsam mit Titelsponsor Berlin Recycling möglichst viele Kinder und Jugendliche im Großraum Berlin für den Volleyball begeistern und die Bedeutung der Nachwuchsförderung bekräftigen. Näheres zum Projekt "Zeichen setzen für den Nachwuchs!" und zum großen "Felix Fischer #500"-Match, denn dieses Jubiläum wird das Urgestein in dieser Saison noch feiern, wird schon bald bekannt gegeben.
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