Cheftrainer Roberto Serniotti baute auf sein eingespieltes Team aus dem jüngsten Bundesliga-Erfolg gegen den TV Rottenburg. Auch in der Champions League bildeten Robert Kromm, Sebastian Kühner, Ruben Schott, Graham Vigrass, Paul Carroll, Aleksandar Okolic und Luke Perry die Startformation. Am Vorabend brach den Berlinern mit Steven Marshall verletzungsbedingt leider eine wichtige Alternative weg, der Kanadier fällt mit einem Außenbandriss mindestens vier Wochen aus.
Diese Schocknachricht mussten die BR Volleys auch erst einmal aus den Gliedern schütteln. Ohne jeglichen Zugriff der Hauptstädter zog Rzeszow im ersten Satz mit Ivovic am Aufschlag blitzartig davon (3:8). Doch nach der technischen Auszeit kämpften sich Kromm und Co. beherzt in das Match und gewannen Punkt für Punkt an Selbstvertrauen. Ein gewonnenes Drückduell von Carroll und ein Block gegen Resovias deutschen Kapitän Schöps und die BR Volleys waren endgültig im Spiel angekommen (9:10). Das Blatt wendete sich komplett und dank der Aufschlagserien von Okolic und Schott zogen die Gastgeber davon (17:14, 22:16). Schöps hatten die Berliner mit ihrer starken Blockarbeit mittlerweile im Griff, er wurde notgedrungen durch Außenangreifer Jaeschke ersetzt, weil auch die polnischen Gäste mit Schmitt auf einen ihrer wichtigsten Spieler verzichten mussten. Eben jener Jaeschke ließ den Volleyballtempel nach einem Aufschlagfehler die 1:0-Satzführung bejubeln (25:20).
Analog zum ersten Satz war der serbische Außenangreifer Ivovic die prägende Figur der Anfangsphase und brachte seine Farben in Führung (4:7). Aber Carroll bestätigte seine starke Form der letzten Wochen und ließ einem krachenden Angriff zwei Asse folgen. Wie zuvor von Kapitän Kromm angekündigt, brodelte der Berliner Volleyballtempel und die Männer in Orange sicherten sich den Vorteil (12:11, 19:17). Als die Hausherren zu wackeln begannen, brachte Coach Serniotti mit Tsimafei Zhukouski und Wouter ter Maat per Doppelwechsel neue Kräfte. Der Niederländer benötigte, wie gewohnt, keine Anlaufphase und durchbrach den kurzen Lauf der Gäste (22:20). Perry glänzte in der Abwehr und Vigrass erschmetterte die nächsten Satzbälle. Youngster Schott verwandelte im zweiten Anlauf zur 2:0-Satzführung (25:22).
Zunächst gab es im dritten Durchgang keinen Grund zur Panik für den Fanclub "7.Mann". Resovia erwischte zwar erneut den besseren Start, was bis dato bekanntlich aber ein sehr gutes Omen war (6:8). Nur hatte der siebenfache Polnische Meister eben Marko Ivovic, der die nächste Aufschlagserie folgen ließ (11:15). Doch wieder fruchteten eine Serniotti-Auszeit sowie die Einwechslung von ter Maat. Die BR Volleys sammelten fleißig Breakpunkte und nach spektakulärer Abwehr machte Zuspieler Kühner bereits seinen dritten direkten Punkt (19:20). Aus Resovias höherer Qualität im Aufschlag resultierte schließlich dennoch der Satzverlust. Der durchschlagskräftige US-Boy Jaeschke verwandelte humorlos (21:25).
Ter Maat blieb für Carroll auf dem Parkett und die BR Volleys agierten endlich wieder druckvoller im Service und einsatzstark in der Abwehr (3:0). Aber das Gästeteam von Trainer Andrzej Kowal konnte weiterhin auf die Stärken von Ivovic vertrauen, der seine Mannschaft wieder heranführte (10:10). Serniotti wechselte erst Felix Fischer und kurz darauf auch Zhukouski ein. Zu diesem Zeitpunkt lag das Heimteam jedoch schon wieder deutlich in Rückstand (13:17). Die Polen zeigten nun ihre ganze Klasse, entschärften auch die besten Berliner Aufschläge und schafften den Satzausgleich (20:25). Dieses Match hatte sich den Tiebreak redlich verdient.
Im Entscheidungssatz begann wieder Kühner als Zuspieler und beide Mannschaften gaben sich keine Blöße (6:6). Dann zitterten kurzzeitig die Hände bei den Gästen und ein technischer Fehler sorgte für das vom Volleyballtempel frenetisch gefeierte Break (10:8). Rzeszow kämpfte sich prompt zurück, weil auch bei den Berlinern die Nerven flatterten. Erst blieb ter Maat am Dreierblock hängen, dann schlug Jaeschke das Ass (12:13). Die BR Volleys standen mit dem Rücken zur Wand: Kromm verwandelte seinen Angriff aus der Annahme und es kam der Moment von Fischer - das Berliner Urgestein stoppte den wuchtigen Ivovic, der anschließend den letzten Ball des Abends ins Aus jagte (15:13). Der Jubel bei Team und Zuschauern war ein einziger Freudentaumel.
Kapitän Robert Kromm schwärmte im Anschluss: "Vor dieser Kulisse heute zu spielen, hat wahnsinnig Spaß gemacht. Das waren fünf Sätze auf höchstem Niveau. Ein solches Match ist natürlich kräftezehrend, umso stolzer bin ich auf das Team und wie wir dieses Spiel ins Ziel gebracht haben. Dieser Sieg gibt uns wichtiges Selbstvertrauen für die kommenden Wochen." Sein Nationalmannschaftskollege Jochen Schöps analysierte: "Berlin hat in den entscheidenden Momenten die Kleinigkeiten besser gemacht und deswegen verdient gewonnen. Der Druck lag natürlich bei uns, aber genau dafür spielen wir Volleyball. Auf uns kommen jetzt wichtige Aufgaben zu, deshalb müssen wir das Ergebnis schnell verdauen."
Bei BR Volleys Coach Roberto Serniotti war die Euphorie auch 15 Minuten nach dem Ende des Spiels noch nicht verflogen: "Resovias Block-Abwehr war heute ein Lehrbeispiel. Da können wir uns noch das eine oder andere abschauen. Aber kurz gesagt: Auch wenn wir dieses Spiel heute verloren hätten, wäre es für jeden in der Arena ein großartiger Volleyball-Abend gewesen!" Während Rzeszow nun um den Einzug in die Playoff-Runde bangen muss, spielen die BR Volleys am 01. März bei Cucine Lube Civitanova um den Gruppensieg.
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