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Vor Rekordkulisse: BR Volleys verpassen Sensation gegen Kazan
Bravourös gekämpft und dennoch knapp verloren: Die Berlin Recycling Volleys mussten sich im Halbfinale der Champions League gegen Zenit Kazan mit 1:3 (24:26, 25:21, 22:25, 15:25) geschlagen geben. 9.300 Fans verfolgten die packende Partie zum Auftakt des Final-Four-Spektakels in der Königsklasse – so viele Zuschauer wie noch nie bei einem Volleyballspiel in der Max-Schmeling-Halle.
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Der emotionalen Eröffnungszeremonie samt Feuershow folgte nach Anpfiff der Partie auch ein Feuerwerk auf dem Spielfeld. Unter dem ohrenbetäubendem Lärm der Volleys-Fans ließen sich die Gastgeber von der Urgewalt der russischen Angreifer nur kurz beeindrucken. Den 5:8-Rückstand holten die BR Volleys mit gewitztem und kombinationsreichem Angriffsspiel sowie verbesserter Blockarbeit schnell auf. Nach einem Aufschlag-Ass von Kawika Shoji zum 23:23 und dem darauffolgenden ersten Satzball nach einem Fehler der Russen kochte die proppenvolle Halle. Doch Zenit Kazan behielt die Nerven und nutzte seine erste Chance zum Satzgewinn durch einen technischen Fehler von Volleys-Diagonalspieler Paul Carroll. Die Berliner ließen sich durch den unglücklichen Satzverlust nicht beeindrucken und gingen mit furiosem Angriffsspiel in Führung. Der iranische Zenit-Zuspieler Mir Saeid Marouflakrani konnte seine athletischen Außenangreifer Wilfredo Leon und Maxim Mikhailov längst nicht mehr so optimal einsetzen wie zu Beginn des Spiels. Während das schlagkräftige Duo in Satz eins noch gemeinsam 17 direkte Punkte erzählt hatte, brachten es beide nun nur noch auf sechs Zähler. Die Volleys-Defensive um den starken Libero Erik Shoji stand glänzend und so wusste das Team von Trainer Mark Lebedew immer zu reagieren, wenn Kazan zur Mitte des Satzes einmal aufdrehte. Scott Touzinsky & Co. zogen in der entscheidenden Phase des Durchgangs nervenstark davon und erspielten sich mit dem 24:20 vier Satzbälle. Den zweiten nutzte Paul Carroll zum heftig umjubelten Gewinn des zweiten Durchgangs. Auch von einem 2:6-Rückstand zu Beginn des dritten Satzes ließen sich die Berlin Recycling Volleys nicht aus dem Konzept bringen. Beim Stand von 19:18 übernahmen die Hauptstädter sogar die Führung. Doch in der Crunchtime hatte das Team von Trainer Wladimir Alekno den wirkungsvolleren Aufschlag. Die Berliner konnten hingegen keine Wirkungstreffer mehr setzen – der Knackpunkt der Partie. „Es hat unheimlich Spaß gemacht vor dieser fantastischen Kulisse”, sagte Zuspieler Kawika Shoji. „Aber es ist schwer gegen Zenit zu spielen, das ist schließlich eine, wenn nicht die beste Mannschaft der Welt.” Zwar legten die Gastgeber auch in Durchgang vier noch einmal alles in die Waagschale. Doch die Russen führten bereits bei der zweiten technischen Auszeit mit sechs Zählern – zu viel, als dass der Deutsche Meister den Finaleinzug von Zenit noch hätten gefährden können. „Wir haben als Team gekämpft, immer wieder kleine Rückstände aufgeholt”, sagte Außenangreifer Robert Kromm. „Doch wenn Kazan einmal ins Rollen kommt, sind sie kaum zu stoppen.” So feierten am Ende die etwa 200 mitgereisten russischen Fans, die die gesamte Partie im Stehen verfolgt hatten, über den verdienten Sieg von Zenit. Doch obwohl das Weltklasseteam aus der russischen Republik Tatarstan die BR Volleys bereits zum dritten Mal in Serie in der Champions League gestoppt hatte, feierten auch die Berliner Zuschauer ihr Team euphorisch. „Was wir hier erleben, ist einmalig in der Volleyballwelt”, sagte Berlins Manager Kaweh Niroomand zu der beeindruckenden Kulisse. Kazans Kapitän Nikolai Apalikov war nicht ganz zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Es gibt einen Unterschied, ob man in der Pflicht steht ein Spiel zu gewinnen oder ob man spielt, wie es eben klappt”, sagte der Mittelblocker. „Denn wenn man die Pflicht hat, dann büßt man 20 bis 30 Prozent des eigentlichen Potenzials ein. Das war auch heute so, aber wir haben gewonnen und das zählt. Die erste Aufgabe für morgen ist es, die Pflicht zu vergessen und das zu spielen, was wir können.” Volleys-Trainer Mark Lebedew analysierte: „Wir haben sehr gut gespielt. Vor allem die ersten drei Sätze. Wir haben vieles erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Es war mental, körperlich und emotional sehr anstrengend und zwei Prozent weniger gegen Kazan reichen dann meist nicht aus.” Die Volleys haben nun am morgigen Sonntag gegen den Verlierer des zweiten Halbfinales zwischen Asseco Resovia Rseszow (POL) und Skra Belchatow (POL) die Chance, das Heimturnier mit einem starken dritten Platz zu beenden. „Jetzt müssen wir uns ausruhen, einen Plan zusammenbasteln. Denn es geht morgen um eine Medaille”, betonte Lebedew.
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