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Eine rauschende (Volley)Ballnacht

So 29.08.2010
feierte der SCC BERLIN gestern Abend gemeinsam mit seinem begeisterten Publikum in der Sömmeringhalle. Dank einer eindrucksvollen Vorstellung schaffte der SCC das kaum für möglich Gehaltene: den Sieg im Viertelfinal-Hinspiel des europäischen Challenge Cups gegen den klaren Favoriten Ziraat Bankasi Ankara.


In einer spannenden Partie zwangen die Berliner die Gäste nach 1:0-Führung und 1:2-Rückstand in einem großen Kampf noch mit 3:2 (25:23, 23:25, 22:25, 25:20, 15:11) in die Knie!

"So sehen Sieger aus", dröhnte es nach dem rund zweieinhalbstündigen Schlagabtausch aus den Lautsprechern. Gemeint waren die Schützlinge des SCC-Trainers Andrej Urnaut. Aber auch die Fans auf den Rängen, denn auch sie hatten alles gegeben gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner, der zuvor schon den DVV-Pokalsieger und derzeitigen Bundesliga-Tabellenzweiten Generali Haching mit zwei 3:1-Siegen aus dem Wettbewerb geworfen hatte.

Der Erfolg des SCC in einer von latenter Wechselhaftigkeit geprägten Saison also eine faustdicke Überraschung? "Nein", sagte Juan Manuel Bariel, argentinischer Coach (bis dato Co-Trainer der Nationalmannschaft Argentiniens und seit einem Jahr Chef bei Ziraat Bankasi Ankara), "unter den letzten Acht in diesem Wettbewerb gibt es keine schwachen Gegner mehr. Wir wussten, Berlin hat ein gutes Team. Und sie hatten heute auch großartige Unterstützung durch die Kulisse und einen unglaublich starken Super-Spirovski".

"Super-Spirovski" heißt Aleksandar, ist beim SCC vom Mittelblocker zum Diagonalangreifer mutiert und war nach langer Verletzungspause am Mittwoch aus Gastgebersicht "Man of the match". Mit insgesamt 33 Punkten übertraf er den Hauptangreifer auf der Gegenseite, den lettischen Nationalspieler Gundras Celitans um zwei Zähler. Aleksandar Spirosvki, kurz vor Jahresfrist Vater geworden und sehr beliebt bei den Fans, meinte bescheiden: "Nein, das war eine Top-Mannschaftsleistung von allen. Keiner hat sich von Fehlern aus der Bahn werfen lassen. Und so haben wir uns durchgekämpft und gewonnen, weil der größere Siegeswille heute auf unserer Seite war."

Dabei schien das Geschehen klar zugunsten Ankaras zu kippen, als der SCC nach einem engen ersten Durchgang im zweiten einen 20:18-Vorteil noch aus der Hand gab. Und im dritten nach 3:8 und 11:16 fast ein wenig ratlos wirkte, weil der ungemein bewegliche und aufmerksame Block der Türken kaum noch Lücken offenbarte. Und der erwähnte Celitans seine Schmetterschläge mit gefühlten "200 km/h", wie der Lette im SCC-Trikot und dessen Nationalmannschaftskollege Janis Smedins scherzhaft bemerkte, die "Berliner Mauer" durchlöcherte.

Doch SCC-Coach Urnaut hatte in dieser Phase eine gute Idee und probierte den Doppelwechsel: Malte Holschen für den Bulgaren Karsimir Gaydarski auf Mittelblock und den Holländer Allan van de Loo auf Annahme/Außenangriff für den Kubaner Salvador Hidalgo Oliva. "Ich denke, das war wirkungsvoll", meinte SCC-Manager Kaweh Niroomand, "Holschen brachte mehr Angriffsdruck über die Mitte, wodurch wieder mehr Platz für Außenangriffe entstand." Und für den Power-Angreifer Hidalgo kam der gute Annahmespieler van de Loo. Sie brachten im Verbund mit dem starken Libero Martin Krystof, dem Kapitän und Antreiber Jaro Skach, dem wertvollen Ricardo Galandi und dem wiederum wichtigen Janis Smedins den 2:2-Ausgleich zustande. Und entnervten im dramatisch verlaufenen Tie-break schließlich Celitans, den französischen Annahmespezialisten Frantz Granvorka sowie den Rest der türkischen Millionen-Truppe. 1:2, 6:4, 8:6, 11:8, 11:11, 13:11 lauteten die Zwischenstände. Dann folgte einer der längsten und der entscheidende Ballwechsel der Partie, den Spirovski letztendlich zugunsten der Berliner beendete. Was in der Folge zum ersten Tie-break-Sieg des SCC in dieser Saison führte.

"Ich denke, Ankara hat nach dem 2:1 gedacht, jetzt wäre unser Wille gebrochen. Aber das war nicht der Fall. Wir waren bereit, weiter um jeden Ball zu kämpfen", so ein zufriedener Jaro Skach. Celitans, der vor drei Jahren wegen der Champions League Cannes dem SCC vorzog und im Vorjahr mit dem russischen Klub Belgorod den CEV-Cup gewann, erklärte: "Unsere Annahme und der Aufschlag waren heute nicht gut genug, um den starken SCC zu schlagen. Aber wir haben ja noch das Rückspiel." Ziraat-Trainer Bariel hielt sich mit seiner Ansage für das Rückspiel am 03. März in Ankara sehr bedeckt: "Heute war es ein sehr enges Match. Berlin war stärker als erwartet und so erwarte ich auch bei uns einen knappen Ausgang. Vielleicht sogar mit einer Entscheidung im zusätzlichen Golden Set."

Kaweh Niroomand wirkte nach dem Match erstmals in dieser Saison rundum zufrieden, weil seine Mannschaft "zum ersten Mal kompakt und homogen als Team, als Kollektiv auftrat. Inklusive der Wechselspieler." Er attestierte dem Sieger die "bisher beste Saisonvorstellung", äußerte sich hinsichtlich des Chancen auf das Erreichen des Final-Four-Turniers aber zurück haltend: "Die Ausgangslage ist angesichts der Klasse des Gegners und der wohl hitzigen Atmosphäre in Ankara sehr schwierig. Aber, wenn ich an Innsbruck kontra Friedrichshafen in der Champions League denke, kann auch im Volleyball manchmal ein Außenseiter den Favoriten überraschen."

Die Generalprobe für das Rückspiel in Ankara findet für den SCC am Sonntag, den 28. Feb um 16 Uhr in der Landkost-Arena Bestensee beim heißen Brandenburg-Berlin-Derby mit den Netzhoppers Königs Wusterhausen statt.

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