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Das Ende einer Ära
So 29.08.2010
Das Spielfeld war ungewöhnlich besetzt - kein Netz, keine Spieler. Auf dem Parkett der Sömmeringhalle stattdessen die Trikots des SCC-Teams. Am Spielfeldrand ein blaues Sofa. Darauf die Hauptpersonen eines besonderen Moments - das Ehepaar Inge und Günter Trotz. |
Jetzt, mit 66, sollte entgegen eines verflossenen Hits von Udo Jürgens tatsächlich Schluss sein! Moderator Robert Fekl begrüßte bei dieser Doppelveranstaltung aus Saisonabschluss und Abschiedsgala die Mannschaft (mit Ausnahme des zuvor in München am Knie operierten Aleksandar Spirovski) sowie zahlreiche Fans, Sponsoren, Freunde, Förderer und viele ehemalige SCC-Spieler. Unter ihnen aus den frühen Neunzigern Franko Hölzig, Mario Göbert, Andre Barnowski, aus späteren Jahren Vincent Lange, Gil Ferrer Cutino, Manuel Rieke, Frank Dehne, Jan Günther, Sebastian Prüsener. Akteure, die beteiligt waren an drei Meister- und drei Vizemeistertiteln sowie an drei Pokalsiegen seit 1993. Dementsprechende Banner hingen von der Hallendecke.
Erfolge, die unmittelbar verknüpft sind mit dem Wirken des nun zum 30. Juni scheidenden Geschäftsführers. Günter Trotz, einst als Mittelstreckler Vize-DDR-Meister über 800 m und beteiligt an einer selten gelaufenen Mittelstrecken-Weltrekordstaffel, hatte diesen Job 1993 übernommen. Nachdem er acht Jahre lang als Generalsekretär des DDR-Volleyball-Verbandes Erfolge ermöglicht (u.a. EM-Titel der Frauen 1983 und olympisches Silber 1980) und als Berliner Organisationschef der EM 1993 im vereinten Deutschland sein Geschick bei derartigen Aufgaben erneut bewiesen hatte.
Lang war die Liste der Redner, die Günter Trotz, seiner Frau und Familie, die zum Großteil bei den SCC-Wettkämpfen eingespannt ist, dankten: Staatssekretär Thomas Härtel tat dies auch im Namen des Regierenden Bürgermeisters Wowereit sowie des Innensenators Körting. Präsident Peter Hanisch sprach für den Landessportbund. Dr. Klaus Henk als Präsident des Gesamtvereins SC Charlottenburg zeichnete ihn nach Bronze und Silber mit der Goldenen Ehrennadel des Clubs für besondere Verdienste aus. Rekord-Nationalspieler Rene Hecht, zwei Jahre im SCC-Team und heute Präsident des Berliner Verbandes, sowie Thorsten Endres als Geschäftsführer der Deutschen Volleyball Liga würdigten seine Tätigkeit. Und schließlich überreichte Götz Moser, Ehrenpräsident des Berliner Verbandes, als Dank des DVV den bislang nur 16mal verliehenen "Goldenen Volleyball".
Nach einem Videoclip auf einer Großbildwand, in dem neben Spielern auch die designierten Nachfolger Matthias Klee (bisher Teammanager) sowie der ehemalige SCC-Libero Frank Bachmann (bisher Nachwuchskoordinator) ein wenig aus dem Nähkästchen der gemeinsamen Arbeit plauderten, dann ein fernsehreifer Auftritt der Mannschaft: acht Spieler inklusive des Kanadiers Mark Dodds brav gescheitelt, mit weißem Shirt und blauem DDR-Pionier-Halstuch gekleidet. Zuerst wurde bei einem "Fahnenappell" unter den Klängen der DDR-Hymne "Auferstanden aus Ruinen..." ein Trikot mit dem Namen des Geschäftsführers und der Nr. 13 gehisst. Laut Aussage des Geehrten seine Glückszahl, die er nun erstmals für ein Spielertrikot freigegeben hat. Anschließend erstattete Christoph Eichbaum, als Gruppenratsvorsitzender mit aufgenähtem Emblem der DDR-Jugendorganisation FDJ, Dank und Bericht, Dirk Westphal erntete großen Beifall mit dem selbstverfassten Gedicht "Ode an Günter". Eine "Freundschaftsdelegation" aus der Tschechischen Republik mit SCC-Kapitän Jaro Skach, Martin Krystof und Jiri Popelka verlas eine Grußadresse, gedolmetscht von Skach, an den "Genossen Generalsekretär".
Eine gelungene Zeitreise - heiter, locker, mit Augenzwinkern - über eine Persönlichkeit mit Erfahrungen und Erfolgen aus rund 50 Jahren im Leistungssport. "Günter ist immer er selbst geblieben - ehrlich, geradlinig, zuverlässig und sich und der Sache immer treu", würdigte der ehrenamtliche SCC-Manager Kaweh Niroomand in der abschließenden Laudatio seinen Mitstreiter. Stets habe für ihn "der Athlet" und nie die eigene Karriere im Vordergrund gestanden. "Lieber Günter, es war eine wunderschöne Zeit mit Dir. Wir waren oft unterschiedlicher Meinung, aber stets ging es nur um die Sache, um den Erfolg. Ich wünsche alles Gute für die Zukunft!", lauteten die Dankesworte des Managers, bevor er ihm die Schlüssel für ein silberglänzendes Abschiedsgeschenk auf vier Rädern mit versenkbarem Dach überreichte!
Günter Trotz bedankte sich gerührt bei allen Anwesenden und meinte: "Ein Geschäftsführer Trotz beim SCC ist zu ersetzen - aber ein Manager Niroomand derzeit wohl kaum ... ich denke, dass die Ost-West-Achse hier beim SCC so perfekt funktioniert hat, ist auch seiner Haltung und dem gegenseitigen Respekt zuzuschreiben."
Zu Beginn des rund zweistündigen Geschehens hatte sich der Manager bei der Saisonbilanz kurz gefasst. Sportlich sei der dritte Platz trotz "teils großartiger Spiele" aber "nicht sehr zufrieden stellend" gewesen: "Unserem Anspruch ist die Mannschaft nicht gerecht geworden." Woran das gelegen habe, solle die gründliche Analyse klären. Andererseits gäbe die Saison auch Anlass zur Freude. Mit der Resonanz bei Medien und Publikum "und insgesamt mehr als 17.000 Zuschauern bei den drei Spielen in der Max-Schmeling-Halle" hätten sich die SCC-Volleyballer eingereiht in die Gruppe der von der Öffentlichkeit akzeptierten Repräsentanten der "Sportstadt Berlin".