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Superstimmung beim Nachbarschaftsduell
Im Selbstfindungsprozess mit seiner verjüngten und umformierten Mannschaft ist dem SCC BERLIN in der Volleyball-Bundesliga am Sonntag ein 3:0 (29:27, 25:15, 25:15)-Coup über den couragierten Aufsteiger Netzhoppers KönigsWusterhausen gelungen. Damit hat der Gastgeber vor knapp 1.200 Zuschauern in der gut besuchten Sömmeringhalle in einer kurzweiligen und - zumindest für einen Satz auch spannenden - 66-Minuten-Partie unterstrichen, dass er nach der ungewohnten Tabellenoptik eines zuvor sechsten Platzes wieder den Blick nach vorn richten darf. |
"Eigentlich war der Ausgang des Spiels eine ganz normale Sache", sagte hinterher Gästetrainer Matthias Münz. "Der SCC strebt mit seinem Kader eine Finalteilnahme an, wir wollen den Abstieg verhindern." Doch vor dem Anpfiff war die Sache nicht so eindeutig, denn beide Teams standen bei 6:6 Punkten. Der Aufsteiger aus der Berliner Randgemeinde hatte daheim Moers ohne seinen Star Groszer Jr. niedergerungen. Moers wiederum hatte dem SCC eine schmerzliche Niederlage zugefügt. Und: Während der Mittelblocker und Leistungsträger Aleksandar Spirovski wegen einer im Training erlittenen Fingerverletzung etwa fünf Wochen ausfällt, hatten Münz und Netzhoppers-Manager Matthias Haupt den Italien-Legionär und einstigen Nationalspieler Vincent Lange kurzfristig für vorerst zwei Liga-Auftritte als Verstärkung verpflichtet.
Diese Konstellation, dazu die Tatsache, dass in den Reihen des Gegners acht Akteure standen, die in der Jugend oder bei den Männern das SCC-Trikot trugen, die freundschaftliche Verbundenheit zwischen SCC-Cheftrainer Michael Warm und dessen einstigem Co Münz und selbstredend die in den Medien artikulierte Favoritenrolle setzten dem SCC vor allem im umkämpften ersten Durchgang zu. Der dauerte 28 Minuten und wurde erst nach dem fünften Satzball mit 29:27 nach Hause gebracht. Nach einem ständigen Auf und Ab aus Sicht des SCC.-Teams, das mehrfach drei bis fünf Punkte wegziehen konnte, aber bei 23:23 wieder vor einer Situation stand, die Erinnerungen an misslungene Endphasen gegen Düren oder auch gegen Friedrichshafen aufkommen ließ. Aber deren Qualitäten besitzt der Aufsteiger logischerweise nicht und so gelang SCC-Mittelblocker Marcus Böhme mit einem Aufschlagsass der befreiende Satzgewinn.
Micha Warm: "Diese Leistungsschwankungen sind normal bei den vielen jungen Spielern in unserem Aufgebot." Ab dem zweiten Satz hatte der tschechische Kapitän Jaro Skach mit Fischer, Steinke, Westphal, Prüsener, Böhme, Bachmann fünf Deutsche neben sich, von denen vier zwischen 20 und 23 Jahre alt sind. Der Serbe Jovan Vukanovic (Diagonal), der erneut nicht eingesetzt wurde, und der Grieche Athanasios Panousos (Außenangriff), der gegen Dirk Westphal ausgewechselt wurde, seien Profis, "die wissen, dass sie besser sein müssen als die Konkurrenten auf ihren Positionen".In den beiden folgenden Durchgängen verdeutlichte der SCC auch vom Statistischen her die objektiv vorhandenen Leistungsunterschiede zu den Netzhoppers. In der Athletik, in der Aktionshöhe, im Spielerischen. Der 21-jährige Böhme, 2.10 m groß, spielte immer wieder seine enormen Möglichkeiten aus: Aufmerksam im Block, druckvoll und kontrolliert mit der Aufgabe und effektiv (88 Prozent) beim kurzen Schnellangriff. 16 Zähler kamen so zustande, womit er hinter Hauptangreifer Falko Steinke (20) und vor Sebastian Prüsener (9) und dem gleichfalls starken Felix Fischer (8) rangierte.
Erfolgreichster Scorer der Gäste war Außenangreifer Lange mit 10 Punkten. "Ich hatte drei gute Jahre in Italien mit dem Highlight Europacupsieg mit Piacenza", sagte der einstige SCCer. Doch nach einer Verletzung bekam er wenig Einsatzzeiten "und so suche ich eine neue Herausforderung. In Italien, in Frankreich oder in Deutschland. Mal sehen, was sich nach der Weltmeisterschaft ergibt."
Laut SCC-Trainer Warm gibt es keine Ambitionen für eine Verpflichtung des 32-Jährigen, während Münz ("Vincent hat gebracht, was wir erhofften. Doch leider hat die Mannschaft ihre kämpferischen Tugenden nur im ersten Satz demonstriert") durchaus nach Optionen für Langes Integration sucht. Der Coach der Gäste gratulierte übrigens - wie natürlich auch die Berliner anschließend im VIP-Raum - SCC-Geschäftsführer Günter Trotz herzlich zu seinem 64. Geburtstag! Alles Gute Günter!