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Das Duell der besten Diagonalangreifer

Mi 02.04.2025
Fotos: Niklas Köppen/Elisabeth Kloth/Steffen
Fotos: Niklas Köppen/Elisabeth Kloth/Steffen

Im Playoff-Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft begrüßt Titelverteidiger Berlin Recycling Volleys am Samstag (05. Apr um 18.00 Uhr) die Helios Grizzlys Giesen in der Max-Schmeling-Halle. Im Auftaktspiel der Serie nach dem Modus „best of five“ kommt es dabei zum ersten Aufeinandertreffen der beiden besten Diagonalangreifer der Bundesliga. Der Berliner Jake Hanes tritt an gegen den Giesener Michiel Ahyi.    

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, welche Bedeutung Jake Hanes in dieser Saison für die BR Volleys besitzt, das Pokalfinale Anfang März in Mannheim lieferte ihn. Genauer gesagt: Der 2,12 Meter große US-Amerikaner lieferte selbst, servierte vier Asse in Folge in einer Phase, in der die Partie vor gut 10.000 Zuschauern endgültig zugunsten des Endspielgegners SWD powervolleys Düren zu kippen drohte. Wenig später hielten die Berliner zum achten Mal die Trophäe in Händen. MVP, wertvollster Spieler: Jake Hanes. Sein Trainer Joel Banks gönnt ihm die Anerkennung und das Lob nach diesem besonderen Auftritt. Doch er schätzt noch etwas anderes als vier Asse im richtigen Moment: „Jake hat nicht nur ein, zwei herausragende Spiele. Er kommt selbst in Normalrundenspielen auf 60 Prozent Angriffsquote. Seine Konstanz ist sehr beeindruckend.“

Banks ist von weiteren Stärken angetan, die nicht jeder Diagonalangreifer mitbringt. „Jake ist unglaublich flexibel, verteidigt trotz seiner Größe sehr gut, er taucht nach Bällen, er serviert Asse, ist stark im Block, kann den Ball gut platzieren. Zu seiner enormen physischen Präsenz ist er ein intelligenter und geschickter Typ.“ Das komplette Kraftpaket mit Feingefühl für knifflige Situationen. Das sehen Banks‘ Kollegen in der Volleyball Bundesliga offenbar ähnlich. Jedenfalls wählten die Coaches den 26-Jährigen in einer Umfrage von VBL-Medienpartner Dyn zum besten Diagonalangreifer der Saison. Mit klarem Vorsprung. Wobei die Moderatoren der Präsentation darauf hinwiesen, dass einer in seinem Bereich bestimmt hätte mithalten können, wäre er nicht vorübergehend von der europäischen Spielfläche verschwunden. Michiel Ahyi, der bis zum Dezember in Südkoreas V-League im Trikot von Seoul Woori Card Wibee schmetterte. Bis er nach nur neun Spielen wegen einer Verletzung gehen musste und nach Giesen zurückkehrte, wo er schon vergangene Saison für Furore sorgte.

Sein Comeback feierte der 1,98 Meter große Niederländer am 11. Januar beim 2:3 gegen Düren und war mit 22 Punkten auf Anhieb Topscorer. So wie in neun der elf folgenden Partien, von denen die Niedersachsen nur eine verloren (2:3 gegen die SVG Lüneburg). Seit er wieder da ist, spielt Giesen auf einem deutlich höheren Niveau. Seine 24 Punkte bei 70 % Angriffsquote in Herrsching im zweiten Viertelfinale führten die Hildesheimer ins Halbfinale gegen Berlin. „Es ist sehr schön zu sehen, wie das Team spielt in den letzten Wochen“, rückt Ahyi seine eigene Leistung in den Hintergrund, „und eine große Leistung, dort zu stehen, wo wir jetzt stehen.“

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Banks hat von Ahyi eine hohe Meinung – nicht nur, weil er zukünftig als Bondscoach mit ihm im Sommer zusammenarbeiten wird. Beide kennen sich seit der Saison 2017/2018, da verbrachten sie eine Saison zusammen bei Greenyard (damals noch Noliko) Maaseik. Fast wortgleich erwähnen beide, dass das „sehr, sehr lange her“ sei. Der junge Profi war kaum 19 Jahre alt, kam direkt von Hollands Talentschule Papendal und versuchte sich noch als Außen- und Annahmespieler. „Er hatte schon damals einen sehr starken Arm, nur seine Annahme war nicht besonders gut, obwohl er hart daran arbeitete. Es war für ihn die falsche Position.“ Für den Coach war es sein erstes Jahr als Cheftrainer in seiner Wahlheimat Belgien. Am Ende wurden beide Meister.

Danach wechselte Ahyi innerhalb der belgischen Liga zu Career Volley Gent und entwickelte sich dort allmählich zu einem starken Diagonalangreifer. Wie stark, stellte Banks in der vergangenen Spielzeit mit den BR Volleys fest. „Da hat er uns zerstört, als wir in Giesen verloren haben. Michiel spielte großartig.“ Er sieht gewisse Parallelen zu Jake Hanes. „Auf ihrer Position tragen sie natürlich eine große Last, wie jeder Diagonale. Sie sind die erste Option im Angriff und dabei ähnlich in dem Sinn, dass sie beide eine starke Hand haben. Wenn sie den Ball schlagen, hörst und spürst du die Power. Für ihre Position sind sie auch beide sehr dynamisch.“ Dabei komme Ahyi zugute, dass er 14 Zentimeter kleiner ist: „Er bewegt sich sehr gut, hat eine gute Koordination.“

Schaut man auf die Saisonstatistiken, findet man ebenfalls Ähnlichkeiten. Erfolgreichster Punktesammler in der Bundesliga ist Hanes mit einem Durchschnitt von 5,06 pro Satz, dicht gefolgt von Ahyi (5,04). Bei den Assen liegt der Niederländer vorn (0,79 pro Satz), Rang zwei belegt der Amerikaner (0,55). Giesens Star kommt zudem auf 0,43 Blocks, der Berliner auf 0,4. Welche Bedeutung Hanes auch international für die BR Volleys hatte, zeigt eine andere Zahl. 201 Punkte sammelte er in der Champions League in 32 Sätzen, das sind 6,28 im Schnitt – niemand auf dem Kontinent kann in diesem Wettbewerb einen höheren Wert vorweisen.

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Dazu ist mittlerweile bekannt, dass der Mann aus dem US-Bundesstaat Illinois ein emotionaler Spieler ist, ein „Wettkämpfer durch und durch“, wie Banks es beschreibt. Wenn es um Punkte gehe, selbst im Training, gebe es für ihn nur eine Devise: „All in!“ Da wird nach Bällen gehechtet, denen sonst bestenfalls die wieselflinken Liberos hinterherrennen. Beim Punktspiel in Lüneburg gab es kürzlich eine Szene, da verhielt sich Hanes genauso, erwischte dabei einen Hallenhelfer am Schreibertisch, womit er sich den Zorn des Publikums zuzog. Weil er anschließend auch noch gegenüber dem Schiedsrichter ausfallend wurde, erhielt er in der Konsequenz eine Ein-Spiel-Sperre. Dazu legte Hanes sich verbal mit Zuschauern auf der Tribüne an. „Es ist ein schmaler Grat, super-wettkampfbereit zu sein und manchmal etwas zu überdrehen“, sagt Banks. „Jake hat das verstanden. Aber sein Kampfgeist ist, was ihn zu dem macht, wer er ist. Den soll er definitiv behalten.“

Es wird vermutlich auch in der Halbfinalserie emotional zugehen, einen Berliner Spaziergang wollen die Niedersachsen nicht zulassen. Ahyi und seine Kollegen haben aufmerksam verfolgt, welche harten Kämpfe der Meister zuletzt zu bestehen hatte, sei es im Pokalfinale gegen Düren, in Liga und Königsklasse gegen Lüneburg und Playoffs gegen Königs Wusterhausen. „Natürlich ist das eine sehr gute Sache für uns“, sagt der Giesener Diagonale, „je größer der Glaube, etwas schaffen zu können, um so besser für ein Team.“ Und glaubt er, dass die beiden Diagonalangreifer dabei die entscheidende Rolle spielen? Die Antwort kommt sofort: „Wir beide entscheiden das Duell nicht, sondern wer besser als Team auftritt“, meint Michiel Ahyi, „ich bin sicher, selbst wenn Jake jedes Mal stark spielt, können wir Berlin schlagen, wenn wir als Team besser spielen.“ Nach kurzem Nachdenken fügt er hinzu: „Andersherum gilt das genauso.“ Was nichts daran ändert, dass sich der Fokus genau auf diese beiden Spieler richten wird.

Tickets für die beiden garantierten Heimspiele im Playoff-Halbfinale (05. Apr und 13. Apr) gibt es hier: www.br-volleys.de/ticketshop

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