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Derby-Gegner Netzhoppers: heute Playoffs, übermorgen Europa?

Do 20.03.2025
Fotos: Andreas Gora, Elisabeth Kloth, Anika Kreschel
Fotos: Andreas Gora, Elisabeth Kloth, Anika Kreschel

Zum Playoff-Auftakt um die Deutsche Meisterschaft trifft der Titelverteidiger Berlin Recycling Volleys an diesem Sonntag (23. Mrz um 15.00 Uhr) im ersten Viertelfinale (Modus „best of three“) auf die Energiequelle Netzhoppers Königs Wusterhausen. Dass dieses Berlin-Brandenburg-Derby überhaupt stattfindet, ist schon wie ein kleines Wunder. Der Lokalrivale stand vor knapp zwei Jahren finanziell und sportlich am Abgrund, hat sich jedoch inzwischen wieder gefangen.

Das erste Jahr nach dem Insolvenzantrag war brutal. Sechs Punkte Abzug vor dem Saisonstart, eine fünfstellige Summe als Bußgeld obendrauf – die Volleyball Bundesliga (VBL) hatte die Energiequelle Netzhoppers KW-Bestensee im Juli 2023 nach Verstößen im Lizenzierungsverfahren entsprechend hart bestraft. Doch die gute Nachricht: Es gab eine neue Lizenz, und die Sorge, ein weiterer Standort der VBL könnte von der Landkarte verschwinden, sollte sich nicht bewahrheiten. Trotz des letzten Tabellenplatzes, der in der Spielzeit 2023/24 vom ersten bis zum letzten Tag Bestand hatte. Trotz nur drei Siegen in 22 Spielen. Trotz einer talentierten und jungen, aber nicht immer konkurrenzfähigen Mannschaft. In jener Saison wurde die Basis dafür gelegt, dass es wieder aufwärtsgehen kann. Jetzt werden die ersten Früchte eingefahren.

„Die Netzhoppers haben sich bemüht, die letzten ein, zwei Jahre Stabilität zu schaffen. Das ist ihnen anscheinend gelungen“, lobt Kaweh Niroomand, Geschäftsführer der BR Volleys. Mehrere Schritte haben dazu beigetragen: Der Umzug von der Landkost-Arena in Bestensee in die Paul-Dinter-Halle in Königs Wusterhausen. Zurück zu den Wurzeln also. Dazu passend die Namensveränderung, in dem Bestensee nun nicht mehr vorkommt. Die offene Kommunikation mit den größtenteils treuen Unterstützern aus dem Sponsorenpool, dass erst mal eine Durststrecke mit einem Übergangsjahr zu überstehen sei. Vor allem aber die Schaffung professioneller Strukturen. Das Geld wurde nicht zuerst in Spieler, sondern in die Organisation des Vereins gesteckt. Die Netzhoppers haben jetzt eine Geschäftsstelle mit vier Mitarbeitern, in Kürze soll eine fünfte Stelle geschaffen werden. „Wir wollten nicht, dass uns das Ding wieder um die Ohren fliegt“, begründet Geschäftsführer Dirk Westphal die Herangehensweise.

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In Saison zwei nach dem Insolvenzantrag hat sich vieles verblüffend schnell zum Guten gewendet. Die alten Sponsoren hätten laut Westphal zum Teil ihre Unterstützung erhöht, acht neue Geldgeber seien von einem Engagement überzeugt worden. Der Etat habe so um 33 Prozent gesteigert werden können. Der Umzug in die Dinter-Halle hat sich bezahlt gemacht: Der Zuschauerschnitt ist von 340 auf 626 gestiegen. Was auch daran liegt, dass die Mannschaft mit den neuen finanziellen Möglichkeiten und der verbesserten Perspektive erheblich verstärkt werden konnte. Seit Saisonbeginn bilden Zuspieler Hannes Gerken (26 Jahre/vorher Lüneburg), Nationalspieler Yann Böhme (27/Lüneburg) auf der Diagonalposition und Außenangreifer Theo Timmermann (28/Herrsching), der in Königs Wusterhausen geboren und ein Neffe des Kugelstoß-Olympiasiegers Ulf Timmermann ist, das stabile Gerüst der jungen Mannschaft. Im Januar stieß mit Denys Kaliberda sogar noch ein Alt-Internationaler dazu.

Der sportliche Erfolg kann sich sehen lassen. Obwohl der Saisonstart eher verhalten verlief, landeten die sich im Laufe der Zeit steigernden Brandenburger mit neun Siegen aus 24 Spielen auf Tabellenrang acht und somit im Viertelfinale – fast schon wie in alten Zeiten. Sie erkämpften Punkte gegen den VfB Friedrichshafen und die Helios Grizzlys Giesen und beendeten die Hauptrunde mit einem 3:0-Sieg in Karlsruhe. „Da hat sich gezeigt, dass alle zwölf Spieler in einer super Verfassung sind“, freut sich Westphal, selbst einst Nationalspieler, der auch vier Jahre das SCC-Trikot trug. Die letzten fünf Jahre seiner Karriere lief er für die Netzhoppers auf. Trainiert wird die Mannschaft von Liam Sketcher, Nachfolger des Argentiniers Alejandro Kolevich. Der Australier hat seinen Vertrag vor Kurzem bis 2026 verlängert, mit Option für ein weiteres Jahr. Seine Begründung: „Das hier ist ein Projekt, an dem ich weiter teilnehmen möchte.“

Der Blick ist optimistisch in die Zukunft gerichtet, nicht nur bei ihm. Die Netzhoppers, berichtet ihr Geschäftsführer, erleben gerade einen Aufschwung. Die Sponsoren seien vom eingeschlagenen Weg überzeugt. „Jedes Jahr zwischen 20 und 30 Prozent Etatsteigerung muss das Ziel sein, denn wir haben sportliche Ziele“, sagt Westphal, „wir wollen besser werden, dafür braucht man das nötige Budget. Unser großes Ziel ist es, innerhalb von fünf Jahren nach der Insolvenz in den Europapokal zu kommen. Darauf arbeiten wir hin. Also haben wir jetzt noch drei Jahre.“ Das sind forsche Töne. Wobei er realistisch genug ist zu erkennen, dass die Konkurrenz in der Bundesliga groß ist, bzw. größer geworden ist. „Wenn wir nächste Saison wieder Achter würden, wäre das ein riesiger Erfolg für uns.“

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Gut möglich, dass den Netzhoppers dabei auch eine Zusammenarbeit mit den BR Volleys hilft. „Wir haben uns ausgetauscht“, bestätigt Kaweh Niroomand, „es gibt viele Talente, die aus dem Berliner Nachwuchs hervorgehen. Wir wollen die auch hier im Raum behalten. Königs Wusterhausen könnte eine gute Zwischenstation sein. So würden sie in ihrem jungen Alter nicht gleich aus ihrem familiären und sozialen Umfeld weggerissen, sondern können dort spielen, zu Hause wohnen und vielleicht bei uns Einblicke erhalten. Das macht Sinn und ist die Grundlage unserer Zusammenarbeit.“ Zwischen Joel Banks und Sketcher bestehe bereits ein reger Austausch. Westphal hat selbst einen Sohn, der gerade das Berliner Nachwuchskonzept durchläuft, „ich sehe jedes Wochenende, was die BR Volleys dort leisten. Wenn wir da zu einer Kooperation kämen, wäre das eine Win-win-win-Situation: für den Spieler und für beide Vereine.“

Zunächst aber kann es nur einen Gewinner geben im Viertelfinale zwischen beiden Klubs. Der Rekordmeister hat die Titelverteidigung im Sinn, die Netzhoppers möchten den Hauptrundensieger ärgern. „Unsere Spieler würden sich sicher zu Hause einen Satzgewinn wünschen und dass es möglichst lange offen bleibt“, sagt Westphal, „ich hoffe, dass wir unsere Halle ausverkauft bekommen im zweiten Spiel. Offiziell sind 1046 zugelassen. Das hat es bei uns noch nie gegeben. Aber dann kann es magisch werden.“

Tickets für das erste Playoff-Viertelfinale an diesem Sonntag (15 Uhr) gegen die Energiequelle Netzhoppers KW gibt es hier: www.br-volleys.de/ticketshop

Tickets für das zweite Playoff-Viertelfinale bei den Energiequelle Netzhoppers KW am 30. März (17 Uhr) in der Paul-Dinter-Halle gibt es hier: https://www.netzhoppers.org/saison/tickets/

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