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Champions-League-Kracher gegen Linus Weber und seine Liebe Warschau

So 26.01.2025
Fotos: CEV, Günter Kram, Conny Kurth
Fotos: CEV, Günter Kram, Conny Kurth

Im Topduell von Pool A der CEV Champions League empfängt der Tabellenzweite BR Volleys am Mittwoch (29. Jan um 20.00 Uhr) den Spitzenreiter PGE Projekt Warschau im Volleyballtempel. Platz eins ist an das Team aus der polnischen PlusLiga vergeben. Trotzdem kann den Berlinern jeder Satzgewinn für die Setzliste der Playoff-Runde helfen. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit Linus Weber, der in der Hauptstadt schon eine Deutsche Meisterschaft feierte und bei Warschaus Hinspielerfolg herausragte.    

„Endlich mal wieder ein Heimspiel!“ Die Vorfreude auf Berlin sprudelt aus Linus Weber heraus. Sein Auftritt an alter Wirkungsstätte erfordert einiges an Vorbereitung. 75 Ticketanfragen hat er erhalten. Sein Entdecker Günter Eck aus seiner Geburtsstadt Gera wird zuschauen, „der hat mir das Volleyballspielen beigebracht“, weitere Kumpels aus Thüringer Zeiten, Freunde und Familie aus Berlin und Potsdam. „Da kommt ne kleine Gruppe zusammen, da freut man sich als Spieler, der im Ausland spielt“, sagt Weber. Kleine Gruppe? Nur wenige Gästeteams können mit der Unterstützung von so vielen Fans in der Max-Schmeling-Halle rechnen. Und die 75 kommen nur wegen ihm. Insgesamt sind 120 Warschau-Anhänger angemeldet.

Es ist eine Rückkehr der besonderen Art. Hier hat der Diagonalangreifer 2019 mit den Berlin Recycling Volleys seinen bisher einzigen Meistertitel gewonnen – als 19-Jähriger. Damals zählte der Zwei-Meter-Mann eigentlich noch zum Team des VC Olympia, besaß aber ein Doppelspielrecht. Weil sich bei den BR Volleys Moritz Reichert und Egor Bogachev verletzt hatten, bekam er Spielanteile als Außenangreifer. Sein Ziel, das tat der junge Haudrauf allerdings da bereits kund, war der Diagonalangriff. Die Königsposition. An Selbstbewusstsein hat es Linus Weber nie gemangelt. Warum auch? Er galt schon früh als das größte Talent im deutschen Volleyball. Mit 17 Jahren gewann er in Polen mit dem deutschen Nationalteam EM-Silber. Der damalige Bundestrainer Andrea Giani hatte ihn nachnominiert. Der Grund: Weber hatte in einem Junioren-Länderspiel 46 Punkte erzielt.   

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Die Begeisterung in Berlin für den Jungstar erhielt einen ersten herben Dämpfer, als er nach der gewonnenen Meisterschaft keinen Vertrag in der Hauptstadt unterschrieb, sondern stattdessen unerwartet in Mailand. Zwei Jahre darauf stand er ausgerechnet im Trikot des VfB Friedrichshafen den BR Volleys gegenüber. Weber spielte eine gute Saison, doch im Playoff-Finale vor leeren Rängen sah die Mannschaft vom Bodensee kaum einen Stich gegen den Titelverteidiger. Mit 3:2, 3:0 und 3:0 ging die Serie an den heutigen Rekordmeister. Der Thüringer wechselte anschließend erneut nach Italien, diesmal nach Padua, bevor 2022 der aus seiner Sicht beste Schritt seiner Karriere folgte. Er wollte nach oben, das neu gegründete „Projekt Warschau“, wie sich der Verein nennt, wollte ebenfalls nach oben. Der Klub der polnischen PlusLiga gab dem damals 22-Jährigen zunächst einen Einjahresvertrag, danach einen über zwei Jahre. In der ersten gemeinsamen Saison wurde Warschau Fünfter, qualifizierte sich für den europäischen Challenge Cup. Ein Jahr darauf folgten der Sieg im Challenge Cup, Platz drei in der PlusLiga und damit die Qualifikation für die Champions League. Wie üblich bei polnischen Klubs spielen sie auch dort ganz vorn mit. Das mussten die BR Volleys im Hinspiel Anfang Dezember erfahren. 0:3 hieß es aus ihrer Sicht, bester Spieler und MVP auf dem Parkett der Torwar Hall: Linus Weber mit 20 Punkten, davon vier Asse und drei Blocks.

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Er macht kein Geheimnis daraus, dass er geradezu verliebt ist in Warschau, nicht nur, weil er eine polnische Freundin hat. Es ist für ihn ein schönes Gefühl, Teil von etwas zu sein, mit dem es ständig aufwärts geht. „Das macht unheimlich Spaß. Ich bin ja immer noch in einer Entwicklungsphase meiner Karriere, ich weiß selbst, dass ich noch sehr viel Potenzial habe“, hat Weber erkannt, „da bin ich hier gerade im besten Umfeld, um mich weiter individuell zu entwickeln, aber auch im Volleyball auf höchstem Niveau zu spielen.“ Stolz zählt er auf, wer in den zweieinhalb Jahren auf dem Spielfeld schon alles an seiner Seite stand: Damian Wojtaszek, Andrzej Wrona, Jakub Kochanowski, Piotr Nowakowski – „das sind alles Leute, die mindestens einmal in ihrer Karriere Weltmeister geworden sind“. Dazu Kévin Tillie, zweimal Olympiasieger, „Leute mit einem unfassbaren Erfahrungsschatz, die wissen, wie es geht. Ich bekomme viel Hilfe, die haben mir eine Arbeitseinstellung beigebracht, die ich in Deutschland oder Italien nicht so hatte. Die leben Volleyball, das inspiriert mich.“ Ihn und den zweiten Deutschen in der Mannschaft, den Außenangreifer Tobias Brand, der in mit der DVV-Auswahl in Paris war.

Dazu kommt, dass die Volleyball-Begeisterung im Land ansteckend ist, kein Vergleich zu Italien, wie er findet. Auch was das professionelle Umfeld, das Medieninteresse, die Infrastruktur angeht. „In Italien spielen die meisten Teams in den gleichen Hallen wie vor 20, 30 Jahren. In Polen sind in den meisten größeren Städten komplett neue Funktionshallen entstanden“, schwärmt er. Deshalb ist auch das Niveau der PlusLiga so hoch, was unter anderem zur Folge hat, dass Weber für seine Position im Team hart kämpfen muss. Der andere Diagonalangreifer Bartlomiej Boladz ist ein starker Konkurrent, der vergangene Saison, als der Deutsche am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war, die Gelegenheit nutzte, sich in den Fokus zu schmettern.

Inzwischen sind die Einsatzzeiten „fifty-fifty“, wie Weber sagt, „das macht das Team besser, jeder von uns kann spielen. Andere Mannschaften würden sich eine solche Situation wünschen.“ Der 25-Jährige ist jemand, der in schwierigen Konstellationen immer versucht, das Positive zu sehen. Wie in seiner Nichtberücksichtigung für die Olympischen Spiele in Paris. „Klar hatte ich anfangs meine Probleme, die Entscheidung von Winia (Bundestrainer Michal Winiarski) zu akzeptieren. Im Nachhinein sehe ich die Zeit, die ich dadurch hatte, mehr als Gewinn an.“ Er habe eine sehr gute Saisonvorbereitung gehabt, viel gearbeitet, eine gute Reha gemacht. Er habe sich nicht nur sportlich weiterentwickelt, sondern auf allen Ebenen. „Im Sommer habe ich in Potsdam eine Firma gegründet mit einem Freund zusammen. Das läuft relativ erfolgreich an, ich habe mich also auch auf geschäftlicher Ebene weiterentwickelt.“ Außerdem sei er jung, habe weitere Chancen, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Und seine nächsten Auftritte in der Nationalmannschaft, für die er immerhin 64 Länderspiele bestritten hat? Gespräche werden geführt, mal sehen. Sein Lebensglück hängt davon nicht ab. Man hört heraus: Negative Gedanken sind nicht sein Ding.

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Für die BR Volleys findet er anerkennende Worte. Als stärkstes Team in der Bundesliga sowieso, „und international präsentieren sie sich immer super in der Champions League. Sie kommen immer über die Gruppenphase hinaus. Dann bräuchten sie nur mal ein bisschen Glück, auf wen sie im Playoff treffen“. Eine Rückkehr nach Deutschland ist allerdings kein Thema. Dafür fühlt er sich in Warschau viel zu wohl. Nicht nur wegen des Volleyballs. „Ich bin sehr begeistert von dem kulturellen Leben, mir gefällt der Lebensstil. Ich kann mir eine Zukunft in Polen vorstellen. Die jüngere Generation hat sehr große Lebenslust.“ Genau wie Linus Weber.

Tickets für das Spiel der BR Volleys in der Champions League gegen PGE Projekt Warschau am 29. Januar um 20.00 Uhr gibt es hier: www.br-volleys.de/ticketshop

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