News
Ruben Schott: „Das wird eine sehr herausfordernde Finalserie – für beide“

Seit 2023 ist Ruben Schott Kapitän der BR Volleys, zum achten Mal bereits steht er mit dem Rekordchampion im Finale um die Deutsche Meisterschaft, so häufig wie vor ihm nur die lebende Vereinslegende Felix Fischer. Aber eine Situation ist anders als gewohnt: Der Gegner heißt erstmals nicht VfB Friedrichshafen, sondern SVG Lüneburg. Was er über die Niedersachsen, die Finalchancen, die Entwicklung der Bundesliga insgesamt, den Saisonverlauf und seine eigene Leistung denkt, schildert der 30-Jährige im Gespräch vor dem ersten Spiel der „best of five“-Serie in der Max-Schmeling-Halle (Sonntag, 27. Apr um 16.00 Uhr).
Ruben, hattest du über Ostern etwas Ruhe, um Kräfte für das Finale zu sammeln?
Ruben Schott: „Auf jeden Fall. Wir hatten zwei Tage frei, die haben sehr gutgetan. Nicht nur körperlich, sondern auch für den Kopf. Ich glaube, das letzte Mal hatten wir Weihnachten zwei freie Tage am Stück.“
Du hast sehr große Finalerfahrung, zum achten Mal fehlt nur noch ein Schritt zur Deutschen Meisterschaft. Aber eines ist diesmal anders…
Schott: „… ja, weil wir diesmal gegen Lüneburg spielen. Das langersehnte, andere Finale. Das ist es jedenfalls, was man von vielen Außenstehenden hört.“
Sechsmal standet ihr euch diese Saison in Ligacup, Bundesliga, Pokal und Champions League gegenüber. Jeder hat seine Heimspiele gewonnen, Lüneburg dazu den Golden Set in Berlin zum Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse. Wie stehen die Chancen?
Schott: „Ich denke, es wird eine sehr schwere, herausfordernde Finalserie. Für beide Teams. Aber unsere ganze Mannschaft freut sich richtig darauf. Wir haben noch eine Rechnung offen mit den Lüneburgern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir im Finale in einer besseren Verfassung sein werden als beim letzten Mal, als wir aufeinandergetroffen sind. Andererseits erwarte ich schon, dass Lüneburg durch die gewonnene Halbfinalserie gegen Friedrichshafen ebenfalls ordentlich Selbstvertrauen getankt hat und mit breiter Brust zu uns kommen wird. Das gilt allerdings genauso für uns nach unserer 3:0-Serie gegen Giesen. Das hat uns auch viel Selbstvertrauen gegeben. Es waren mit die besten Spiele, die wir dieses Jahr gemacht haben.“
Wie schätzt du Lüneburg ein, wie insgesamt die Entwicklung der SVG? Und was macht sie so stark?
Schott: „Eines vorweg: Ich habe nicht mehr, aber auch nicht weniger Respekt vor Lüneburg als vor dieser Saison. Ihr Trainer Stefan Hübner schafft es immer wieder, eine richtige Mannschaft zu formen. Sie haben jedes Jahr viele Ab- und Zugänge. Die Lüneburger machen einen richtig guten Job, Spieler zu scouten. Nicht nur spielerisch, sondern die Persönlichkeiten passen auch in die Mannschaft. Und dazu spielen sie guten Volleyball. Was dieses Jahr etwas anders ist als in der Vergangenheit: Sie schlagen besser auf, sind sehr aggressiv von der Aufschlaglinie. Eine richtig starke Blockmannschaft waren sie immer schon, auch jetzt wieder, dazu kommt ihre gute Feldabwehr. Wir hatten damit ordentlich Probleme in den letzten Spielen gegen sie, konnten nicht leicht punkten, haben auch viele direkte Blocks kassiert. Es gab oft sehr lange Rallyes, was zum Zuschauen bestimmt ganz cool war. Ich würde sagen, sie spielen sehr unaufgeregt, mit relativ langsamem Tempo. Der Zuspieler spielt ruhige Bälle nach außen, die Angreifer können mit den Bällen dann alles machen. Was auch auffällt, dass nach einer Abwehraktion jeder den Ball kontrolliert zuspielen kann. Sie bekommen den Ball irgendwie immer ans Netz und kreieren eine gute Ausgangsposition für den Angreifer.“
Viel Lob für den härtesten Kontrahenten dieser Saison, Ruben. Fast schon freundlich…
Schott: „Na ja, was heißt freundlich, es kommt ja nicht von ungefähr, dass die im Finale stehen. Warum soll man nicht aussprechen, dass der Gegner etwas gut macht? Andere Teams können auch Volleyball spielen. Lüneburg macht vieles richtig. Nicht erst jetzt, ich wiederhole mich: Ich habe nicht mehr und nicht weniger Respekt vor ihnen als vor einem Jahr. Wir hatten schon vorher schwere Spiele gegen Lüneburg, wenn ich an einige Pokal-Halbfinals zurückdenke und manche Spiele bei denen. Die haben es uns immer richtig schwer gemacht.“
Hat das Duell Berlin gegen Lüneburg Potenzial, der neue Volleyball-Klassiker in Deutschland zu werden?
Schott: „Es ist vielleicht noch ein bisschen früh, das zu sagen. In jedem Fall würde ich mich freuen, wenn Lüneburg es schafft, dieses Level zu halten. Und darauf weiter aufzubauen, sogar noch stärker zu werden. Wir brauchen das in Deutschland – mehr Volleyball-Standorte, mehr Mannschaften, die in der Spitze konkurrenzfähig werden. Damit die Liga besser wird.“
Wie siehst du insgesamt die Entwicklung der Volleyball Bundesliga? Vor zwei Jahren kamen vier Mannschaften dazu, jetzt könnte es mit Warnemünde und Ludwigsburg zwei weitere neue Mannschaften geben.
Schott: „Das wusste ich noch gar nicht mit den zwei neuen Teams. Letzte Saison war ich ein bisschen skeptisch, als gleich vier Vereine hochkamen. Aber inzwischen muss ich schon sagen, gerade was da in Freiburg aufgebaut wurde, finde ich eindrucksvoll. Chapeau! Insgesamt bewerte ich es positiv, dass wir wieder mehr Mannschaften haben. Der Liga tut das gut, dass es auch ein stärkeres Mittelfeld gibt. Dieses Jahr war es bis zum Ende sehr spannend, wie sich die Teams platzieren, wer die Playoffs erreicht. Wenn jetzt noch zwei dazukämen und sich auch ein echter Abstiegskampf entwickelt, würde ich das gut finden. Mit 14 Mannschaften hätte die Liga eine top Größe.“
Wie beurteilst du den Verlauf der Saison aus Sicht der BR Volleys?
Schott: „Ich denke, dass wir uns sehr schnell gefunden und gut gespielt haben. Es lief und lief und lief. Irgendwann haben sich dann ein paar Probleme in unser Spiel eingeschlichen – ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo auch noch alle krank wurden. Dann kamen die wichtigen Spiele in der Champions League und in der Bundesliga, unter anderem gegen Lüneburg. Wo wir nicht unser Spiel machen konnten und die Lüneburger vieles richtig gemacht haben. Im Endeffekt sind wir deshalb in der Champions League ausgeschieden. Ganz ehrlich: Das hat bei allen Spielern am Selbstvertrauen genagt. Man hat uns das in der Folge auch angemerkt. Wir haben nicht mehr den Volleyball gespielt wie zu Beginn der Saison, oder sogar in den letzten Jahren. Es soll nicht überheblich klingen, was ich sage, aber diese für uns typische Selbstverständlichkeit war weg: Wir sind Berlin, wir kommen jetzt hierher und setzen ein Statement. Es war gar nicht so einfach, dieses Gefühl wieder aufzubauen. Zum Glück haben wir uns in dieser Phase beim Pokalfinale in Mannheim durchgebissen. Das war ganz wichtig für uns als Team und den Klub.“
Dann kamen die Spiele im Halbfinale gegen Giesen …
Schott: „Genau. Was uns geholfen hat, war, dass wir in dem Zeitraum mal nicht so viele Matches hatten, mal wieder ordentlich trainieren konnten. So konnten wir in diesem wichtigen Moment unsere bisher beste Saisonleistung abrufen. Ich bin sicher, dass wir uns da sogar noch steigern können. Und das müssen wir auch für die Finalserie gegen Lüneburg.“
Das war die Mannschaft. Und du selbst? Wie zufrieden bist du mit deiner eigenen Performance?
Schott: „Dieses Jahr war es für mich schwer, aus dem Sommer herauszukommen. Es waren sehr viele Eindrücke, die bei den Olympischen Spielen in Paris auf mich eingeprasselt sind. Ich habe mit mir selbst gehadert, wie es für mich gelaufen ist, ich war einfach nicht in meiner besten Form. Dazu sind wir sehr unglücklich im Viertelfinale gegen Frankreich ausgeschieden. Und die beiden Schlüsselmomente, die immer noch in meinem Kopf sind: Ich mache für meine Mannschaft den allerersten Aufschlag des Turniers und den letzten. Beides sind Fehler. Obwohl es eine krasse Erfahrung war, bei den Spielen zu sein, richtig geil – aber mit diesem Gefühl bin ich aus dem Sommer herausgekommen. Das hat an mir genagt, mich sogar ein bisschen belastet. Körperlich habe ich es diesmal auch gemerkt, wie anstrengend die Doppelbelastung mit Nationalmannschaft und Verein war. Das ist echt hart, ich werde ja nicht jünger (lacht). All das hat mich die Saison über begleitet, mit kleinen Wehwehchen hier und da. Also insgesamt bin ich mit mir persönlich nicht wirklich zufrieden, wenn ich das mit den Jahren davor vergleiche. Wenigstens spüre ich in den letzten Wochen, dass ich so langsam an mein Niveau komme, das ich auch spielen möchte.“
Und auf dem dich dein Team auch braucht?
Schott: „Es ist Finale. Wir alle müssen jetzt den Peak erreichen. Aber klar möchte ich als Kapitän meinen Beitrag leisten, bestenfalls auch noch etwas stärker als im letzten Jahr, wo ich am Ende angeschlagen war. Wir fühlen uns insgesamt gut vorbereitet. Und wenn ich höre, was uns in beiden Arenen an Kulissen erwartet, weckt das eine riesige Vorfreude bei allen."
Die Termine der Finals:
Spiel 1 | 27. Apr | Sonntag | 16.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Spiel 2 | 01. Mai | Donnerstag | 19.00 Uhr | LKH Arena
Spiel 3 | 03. Mai | Samstag | 18.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Spiel 4* | 07. Mai | Mittwoch | 19.00 Uhr | LKH Arena
Spiel 5* |11. Mai | Sonntag | 15.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Tickets für die Finals in Berlin: www.br-volleys.de/tickets