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Zwei Brüder, die es hassen zu verlieren

Do 13.03.2025
Fotos: Andi Fried, Florian Treiber, Andreas Gora
Fotos: Andi Fried, Florian Treiber, Andreas Gora

Im Spiel der Berlin Recycling Volleys gegen den ASV Dachau am Samstag (15. Mrz um 18.00 Uhr) kommt es an der Seitenlinie auch zum Duell zweier Brüder: Patrick Steuerwald ist seit 2021 Cheftrainer der Bayern, die er in der Regionalliga übernahm und inzwischen in der Bundesliga coacht. Markus Steuerwald ist Assistent von Joel Banks beim Deutschen Meister aus Berlin.    

Aufgewachsen sind Patrick (39) und Markus Steuerwald (36) gemeinsam im idyllischen Kinzigtal, in Hausach – zwanzig Kilometer entfernt von der größten Kuckucksuhr der Welt. Im Schwarzwald also, in einem kaum 6.000 Seelen zählenden Städtchen. Aber wieso wurden die Brüder dann nicht zu Skilangläufern, sondern zu zwei der besten Volleyballspieler Deutschlands ihrer Zeit? „Schnee gab es bei uns nicht so viel“, erklärt Markus, „aber Hausach hatte einen Verein, der in der 3. Liga spielte. Unser Vater war einige Jahre Abteilungsleiter Volleyball. Dazu bot ein Lehrer eine Schul-AG Volleyball an. Ab der Grundschule.“ Volleyball in Hausach war also populär. Unter diesen Voraussetzungen starteten beide durch, konnten den Sport schließlich sogar zu ihrem Beruf machen und darin enorme Erfolge erzielen. Allerdings auf sehr unterschiedlichen Wegen.

„Wir sind auch definitiv unterschiedlich“, sagt Patrick, „in den verschiedensten Dingen haben wir andere Charakterzüge, schon von zu Hause aus. Der eine ist mehr Papa, der andere ist mehr Mama. Markus ist mehr für Sicherheit, die vertraute Variante, ich suche immer die Herausforderung.“ Was sich am Karriereverlauf zeigt. Markus war in seiner 15 Jahre währenden Profikarriere nur bei zwei Vereinen (VfB Friedrichshafen 2006 bis 2010 und 2016 bis 2021, dazwischen 2010 bis 2016 Paris Volley) beschäftigt. Patrick begann seine Profilaufbahn 2005 in Berlin beim Sport-Club Charlottenburg und stand bis 2019 bei acht Clubs in vier Ländern unter Vertrag. Markus erzählt, dass er, bei 1,82 Meter Körpergröße, extra nicht Zuspieler werden wollte, denn „so einen hatten wir ja in der Familie schon. Aber ich wollte zeigen, dass ich genauso gut Volleyball spielen kann. Mindestens.“

Es gibt natürlich auch Gemeinsamkeiten. „Ich finde, wir haben beide ein sehr großes Volleyball-Knowhow, verstehen und leben Volleyball ähnlich“, sagt Patrick, der ehemalige Zuspieler, der mit Generali Haching dreimal DVV-Pokalsieger wurde. Und noch etwas eine sie, erzählt lachend der große Bruder: „Dass wir es hassen zu verlieren!“ Das sei bis heute so, habe aber bereits in der Kindheit angefangen. Da wurde im Steuerwaldschen Wohnzimmer schon mal ein Gesellschaftsspiel vom Tisch gefegt, wenn die Niederlage unerträglich wurde. Wer selbst Söhne in einem ähnlichen Alter hat, kennt das vielleicht: Es kann Phasen geben, da sind sie nicht gerade beste Freunde. Doch in den allermeisten Fällen finden sie wieder zueinander, wenn eine gewisse Reife eingetreten ist. So war es auch bei den Steuerwalds. „Spannungen gibt es zwischen uns keine“, stellt Markus, der ehemalige Libero, klar. Es sei schön, jetzt in derselben Liga zu spielen. „Ich sehe ihn dadurch öfter als zuvor. Wir freuen uns darauf.“

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Zusammen für ein Vereinsteam aufgelaufen sind sie kurioserweise nie – Patrick war ja ständig auf Achse. Nur in der Nationalmannschaft gab es ein paar gemeinsame Auftritte und in der Jugend. Als Kontrahenten standen sie sich schon auf dem Feld gegenüber, in Patricks Hachinger, Herrschinger und Frankfurter Jahren. Markus trug das Trikot des VfB Friedrichshafen. „Früher war es vielleicht etwas hitziger, wenn man sich auf dem Feld begegnete“, sagt er, „im Spiel Topteam gegen Topteam.“ Aber auch nicht wirklich, denn Zuspieler auf der einen und Libero auf der anderen Seite haben nicht unbedingt die stärksten Berührungspunkte. Jetzt ist es sowieso anders, wo die Berlin Recycling Volleys als Tabellenerster in die Playoffs einziehen und die Dachauer sie nicht erreichen. Da ist wenig Anlass für viel Rivalität. 

Beide waren herausragende Spieler, aber Markus Steuerwald war erfolgreicher. Er mag das Vergleichen nicht, schiebt das lieber auf „den glücklichen Umstand“, nur für Topteams gespielt zu haben: Gleich in seinem ersten Profijahr gewann er mit Friedrichshafen die Champions League, später mit Paris Volley den CEV Cup. Dreimal wurde er Deutscher, einmal Französischer Meister. Fünf DVV-Pokalsiege kommen hinzu. Individuell wurde Steuerwald auch ausgezeichnet: 2012 bei den Olympischen Spielen London als bester Libero des Turniers. Was bedeutet: bester Spieler der Welt auf seiner Position. Solche Topspieler bekommen eben Jobs bei Topteams. Kann man da auch mal neidisch werden auf den kleinen Bruder? „Eigentlich nicht“, kommt zur Antwort, „Markus hat sich die Titel nicht als Bankwärmer geholt, er hat immer gespielt. Er hat sich das alles verdient. Nicht viele deutsche Spieler haben so viel gewonnen wie er. Ich bin mit dem, was ich erreicht habe, trotzdem nicht unzufrieden.“

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Inzwischen sind beide auf die Trainerbank gewechselt, und Markus sammelt mit den BR Volleys weiter fleißig Titel. Patrick dagegen hat in Dachau eine „sportlich sehr schwierige Saison“ hinter sich: „Ich denke, es wäre genug Potenzial im Kader, um die Playoffs zu erreichen. Das ist sportlich nicht, was wir uns erhofft hatten.“ Während sein jüngerer Bruder „sehr glücklich ist in meiner Rolle in Berlin“, hat er sich ein zweites Standbein geschaffen als Co-Trainer der Nationalmannschaft, „das macht mir mega Spaß“. Es hat zugleich den Vorteil, dass die Lehrgänge in Kienbaum stattfinden – eine gute Gelegenheit, sich mit Markus zu treffen. Beide sind mittlerweile selbst Familienväter und haben jeweils zwei Töchter, die ebenfalls gut miteinander auskommen. Vielleicht kann man ja sicherheitshalber die Gesellschaftsspiele weglassen.

Tickets für das letzte Heimspiel in der Hauptrunde gegen den ASV Dachau gibt es hier: www.br-volleys.de/ticketshop

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